Am ersten Jahrestag des Terroranschlags von Halle hat die Jüdische Gemeinde am Freitag im Innenhof der angegriffenen Synagoge ein Mahnmal enthüllt. Im Zentrum des Kunstwerks steht die Tür des Gotteshauses, die am 9. Oktober 2019 den Schüssen des Attentäters widerstand.
Die Tür habe standgehalten und sei dennoch ein Zeichen der Zerstörung, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, bei der Enthüllung. Die Juden in der Synagoge hätten Todesangst ausstehen müssen und zwei Menschen hätten die Wut des Täters über sein Scheitern mit dem Leben bezahlt. "Die Einschusslöcher erinnern uns daran: Hätte der Täter bessere Waffen gehabt, wäre es zu einem entsetzlichen Blutbad gekommen."
"Dieses Zuhause lassen wir uns nicht nehmen"
Schuster sagte, er sei mit gemischten Gefühlen nach Halle gereist. Die Erinnerung an den Tattag löse immer noch Schmerz aus, gleichzeitig freue es ihn, wie sehr die Gemeinde zusammenstehe und wie viele Solidaritätsbekundungen es gegeben habe. "Deutschland ist unser Zuhause", sagte Schuster weiter. Halle sei das Zuhause der hiesigen Gemeinde und der Familien und Freunde der beiden Getöteten. "Und dieses Zuhause lassen wir uns nicht nehmen!"
Die Tür wurde von einer Gruppe um die 18-jährige Schülerin Lidia Edel zur Skulptur umgestaltet. Nun wird sie von Holzstämmen umschlossen, die an eine Hand erinnern. Das Kunstwerk soll mit dafür sorgen, dass das rechtsextreme Attentat nicht in Vergessenheit gerät.
Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwer bewaffneter Täter Sprengsätze über die Mauer des Synagogengeländes geworfen und versucht, in das Gotteshaus einzudringen. Als das misslang, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin, tötete beim Angriff auf einen nahe gelegenen Dönerimbiss einen 20-Jährigen und verletzte und traumatisierte zahlreiche weitere Menschen, ehe er nach rund eineinhalb Stunden gefasst wurde. Vor dem Oberlandesgericht läuft gerade der Prozess gegen den 28 Jahre alten Angeklagten Stephan Balliet. Er hat die Tat eingeräumt.