Beim Gedanken an labbriges weißes Toastbrot mit viel Butter und schwitzigem Käse hüpft nicht jedes kulinarische Herz. Das meist ungetoastete britische Klischeesandwich gilt nicht gerade als Delikatesse und verweist eher auf pragmatische Nahrungsaufnahme denn auf Haute Cuisine.
Die Brotmahlzeit lässt sich aber durchaus auch als Symbol für Arbeiterklassenstolz umdeuten. Sie ist schließlich etwas "Richtiges" und "Ehrliches", günstig, sättigend und ohne Chichi. Die Künstlerin Sarah Lucas, kennt sich mit der Inszenierung von robusten Mahlzeiten aus. Sie legte sich Spiegeleier auf die Brüste und band ein gerupftes Brathühnchen an ein Bettgestell. Damit spielte sie einerseits auf die enge Verbindung zwischen Essen und Sex an - und adelte gleichzeitig die eher proletarischen Mahlzeiten als Kunst.
Für den Frieze Skulpturenpark in London (die Messe fiel zwar coronabedingt aus, Kunst unter freiem Himmel gibt es trotzdem) hat Sarah Lucas nun das Nahrungsthema wieder aufgegriffen. Auf der Wiese im Regents Park steht ein absurd riesiges Betonsandwich mit undefinierbarem Belag. Der gigantische Skulpturensnack darf auch erklettert werden und fungiert noch bis zum 18. Oktober als Bank oder Sockel. Dem traditionellen Streben der Skulptur in die Höhe setzt sie die horizontale Ruhe von versteinerten Toastscheiben entgegen. Was weich und vergänglich ist, wird hart und dauerhaft. Und stillt den Hunger nach Kunst mit Lucas' typischem trockenen Humor.