Vorwurf der Aneignung

Künstler Beloufa entfernt Protestfoto aus Pariser Ausstellung

Foto: Courtesy Palais de Tokyo
Foto: Courtesy Palais de Tokyo
Blick in die Ausstellung "Neïl Beloufa: L’Ennemi de mon ennemi" im Palais de Tokyo

Der französisch-algerische Künstler Neïl Beloufa hat ein Foto aus seiner Ausstellung im Pariser Palais de Tokyo entfernt. Es zeigte einen Aktivisten, der auf der Whitney Bienniale gegen das umstrittene Bild "Open Casket" von Dana Schutz protestiert

Bright wirft Beloufa Aneignung vor: In einer Online-Petition, mit der er um Unterstützung für einen Protest in Paris wirbt, schreibt er: "Ich glaube, dass Beloufa mein Motiv ohne seine Zustimmung nutzt. Das ist eine Form der Diffamierung von meiner Person als Künstler und Kunstaktivist."

Das Foto, das Neïl Beloufa in seiner Ausstellung "L'Ennemi de mon ennemi" ausgestellt hat, zeigt Parker im März vergangenen Jahres vor dem Gemälde "Open Casket" der US-Künstlerin Dana Schutz auf der Whitney Biennale in New York. "Open Casket" hat ein Foto zur Vorlage, auf dem die Leiche von Emmett Till zu sehen, einem afroamerikanischen Jugendlichen, der 1955 im Alter von 14 Jahren in Mississippi von zwei Weißen ermordet wurde. Die Täter, der Lebensmittelhändler Roy Bryant und sein Halbbruder, handelten aus rassistischen Motiven. Zur Zeit der Tat herrschte in den Südstaaten der USA Rassentrennung. Die veröffentlichten Fotografien des getöteten und misshandelten Jungen waren ein wichtiger Katalysator für die Bürgerrechtsbewegung in den 60er-Jahren. Viele schwarze Künstler kritisierten, dass sich mit Dana Schutz eine Weiße das Recht nimmt, Emmett Till zum Gegenstand ihres Bildes zu machen.

Der afroamerikanische Künstler Parker Bright protestierte friedlich, indem er sich vor das Werk stellte. Auf der Rückseite seines Shirts standen die Worte "Black Death Spectacle". Jetzt sammelt er Geld für ein Flugticket nach Paris, um die Aktion vor seinem Bild in der Beloufa-Ausstellung zu wiederholen, und hat in zwei Tagen über 2600 Dollar (rund 2000 Euro) zusammenbekommen.

Laut "ArtReview" hat Beloufa das Foto allerdings bereits aus der am vergangenen Donnerstag eröffneten Ausstellung entfernt und sich gemeinsam mit Kurator Guillaume Désanges per Email bei Bright entschuldigt. Bright fordert allerdings eine öffentliche Entschuldigung vom Palais de Tokyo.

In Neïl Beloufas Debatten-Ausstellung, die noch bis zum 13. Mai zu sehen ist, geht es um die offizielle Repräsentation von Macht. Doch statt Macht anzugreifen, "arbeiten wir mit ihr und konfrontieren sie mit Kunst", sagte Beloufa im Vorfeld im Monopol-Interview. Reproduktionen von Exponaten und Displays aus Militär- und Propagandamuseen sind in der Ausstellung mit Kunstwerken, Statistiken und Daten konfrontiert und werden von Robotern immer wieder neu arrangiert. So wird Bedeutung und Kontext immer wieder neu geschaffen. "Es ist ein Experiment, um den Widersprüchen zu entkommen", sagte Beloufa weiter.

Vom 23. August bis 28. Oktober zeigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt eine Einzelausstellung des Künstlers.