Abwesenheitsnotiz: Philip Topolovac

Meeresrauschen

Was machen Künstler im Sommer? In unserer Serie "Abwesenheitsnotiz" bitten wir um ein Lebenszeichen. Philip Topolovac hört in Berlin das Meer rauschen

Weil ich eine Ausstellung für September vorbereite, verbringe ich eigentlich den ganzen Sommer in Berlin, genauer gesagt im Atelier. Jeden Tag fahre ich mit dem Fahrrad von Mitte nach Kreuzberg und die Stadt ist, abgesehen von den Touristen, ziemlich leer. Es ist schön, sich mit den Hiergebliebenen auf den wenigen Veranstaltungen, wie dem Project Space Festival zu treffen oder abends gemütlich vor Bars zu stehen oder im Park zu sitzen.

Ehrlich gesagt würde ich schon mal gerne unter blauem Himmel in die Adria hüpfen und an der Strandpromenade abends eine Dorade bei einem Glas Wein genießen. So gibt es in Berlin für mich statt Dorade und Wein Burger und Bier. Anstelle des Meeres rauscht die Gneisenaustraße in meinen Ohren. Wenn man die Augen schließt, ist es fast das Gleiche, aber nur fast. 

Lucian Freud "Naked Man on a Bed", 1987, Radierung, 57,2 x 76,2 cm