Cindy Sherman kreiert Kosmetiklinie

Make-up-Artist

Trash-Brünette, Botox-Opfer, Clown – für die Werbekampagne zu ihrer eigenen Kosmetiklinie verkörpert Cindy Sherman drei groteske Charaktere. Sie reihen sich ein in die lange Kette von Rollen, in welche die Verwandlungskünstlerin bereits für ihre Fotoserien schlüpfte: Aus den berühmten "Untitled Film Stills“ (1977-80) kennen wir Sherman als Schauspielerin in fiktiven Filmszenen. In den "History Portraits" (1988–1990) zeigt sie sich dagegen im kunsthistorischen Gewand. Kostüme, Prothesen, Perücken und vor allem Make-up ermöglichen Shermans Metamorphosen.

Es mag skurril erscheinen, dass ausgerechnet Cindy Sherman eine Kosmetik-Edition herausgibt, denn im herkömmlichen Sinne schön sind ihre Verwandlungen nicht. Im Monopol-Interview berichtete die Fotografin 2007: „Es gibt genügend Leute, die versuchen, schöne Bilder herzustellen oder das Schöne einzufangen, so dass ich seit je angezogen war von dem, was nicht als schön erachtet wird, von Dingen, die als heikel gelten.“ Doch Sherman fotografiert nicht einfach provokante oder hässliche Figuren - sie hat den Mut, ihr „eigenes Gesicht als Leinwand zu benutzen“, was mit Verschönerung wenig zu tun hat. Einem klassischen Kosmetikunternehmen könnte nichts ferner liegen.

Das kanadische Make-up-Label MAC ist da anders gestrickt. Die Marke ist bereits bekannt dafür, mit außergewöhnlichen Gesichtern zu werben: Die Dragqueen RuPaul und sogar Elton John haben schon für MAC vor der Linse gestanden. Eine Zusammenarbeit mit der Verwandlungskünstlerin Cindy Sherman habe man kaum erwarten können. Im Oktober sind die Ergebnisse dieser besonderen Kollaboration - Lippenstifte, Lidschatten, Puder und falsche Wimpern - in limitierter Edition erhältlich. Sie zeugen von einem unkonventionellen Verständnis von Make-up: Werk und Künstler fallen in eins.