Belvedere Wien

Maja Vukojes verdunkelte Sinnlichkeit

Maja Vukoje
Foto: Katharina Zwettler

Maja Vukoje

Die Malerin Maja Vukoje erzählt vom Kolonialismus und nutzt Elemente aus Stillleben, Surrealismus und geometrischer Abstraktion. Wie gut dieser visuelle Cocktail funktioniert, ist nun in Wien zu sehen

Die Physalisbeere leuchtet orange aus ihrer papiernen Hülle. Die Limettenschale kringelt sich, als müsste sie gleich in einem Cocktail landen. Die malerisch komponierten Elemente von Maja Vukoje erscheinen zudem wie Porträtköpfe, als hätten sie Persönlichkeit.

Konzeptuell und erfrischend zugleich ist aktuelle Malerei eher selten, aber bei Vukojes rund 100 Bilder starken Soloausstellung im Belvedere 21 trifft es zu. Ihre Referenzen reichen von der niederländischen Stilllebenmalerei über den Surrealismus bis hin zur geometrischen Abstraktion.

In all dem bleibt die Künstlerin ihrem großen Thema, dem Kolonialismus und seinen Folgen, weiterhin treu. Einen Kunstgriff stellt Vukojes Verwendung von Jute anstatt Leinwand dar. Das gröbere, durchsichtige Sackleinen trägt die Geschichte der Globalisierung bereits in sich, diente es doch seit jeher dem Transport sogenannter Kolonialwaren.

Quadrate mit schwachem Duft nach Kaffee und Kakao

Im Belvedere 21 verwendet die Künstlerin den Stoff aber nicht nur als Malgrund, sondern sie verhüllt auch die gerasterten Fensterfronten des Ausstellungspavillons mit gelben und hellblauen Jutebahnen. Diese Installation verleiht dem Gebäude nachts eine malerische Note. Gleichzeitig stellt sie ein räumliches Echo zu Vukojes Beschäftigung mit Josef Albers’ Serie "Hommage to the Square" dar. Der Witz dabei: Die Wienerin gibt die Schachtelquadrate, die der Künstler ab 1950 farblich variierte, als Kaffee-, Kakao- und Zuckerflächen auf Sackleinen wieder. Ein schwacher Duft geht von ihnen aus; die reine, augenfixierte Abstraktion trifft auf ihre sinnlichere, jedoch von kapitalistischer Ausbeutungsgeschichte verdunkelte Schattenseite.

Im Gegensatz zu früher scheint Vukojes Malerei keinen Zufall mehr zu kennen. Auch die Kompositfiguren ihrer anspielungsreichen Serie "Scarecrows" sind minutiös geplant. Selten greift die Künstlerin noch wie einst zur Spraydose. Dann sprüht sie etwa die Silhouette eines Kamels auf zusammengenähte Kaffeesäcke. Von solch lässigen Gesten könnte sich die virtuose Malerin ruhig wieder mehr erlauben.