"Lost and Sound - Berlin, Techno und Easyjetset"

 

Die internationale Kunst- und Nachtlebenszene kann sich seit den 90er-Jahren ganz gut auf einen Ort einigen: Berlin. Was Künstler und DJs gleichermaßen fasziniert, hat Bürgermeister Wowereit auf die hoch­offizielle Formel „Arm, aber sexy“ gebracht. Tobias Rapp, ehemals Popre­dakteur bei der „taz“, jetzt beim „Spiegel“, hat ein Buch über die hauptstädtische Clubwelt geschrieben. Es treten auf: DJs, Türsteher, Unternehmer, Luxushippies, die Ossis, die Schwulen, die „Mittis“ (Szeneleute aus dem Bezirk Mitte) und nicht zuletzt der glorreiche, euphorische „Easyjetset“, wie der Autor die zahlreichen Ravetouristen nennt.
Rapp gelingt es, Anekdoten aus dem Herzen der Nacht mit einer klugen Analyse der künstlerischen, politischen und städtebaulichen Dimensionen des Ausgehens zu verbinden. Am Ende weiß man auch, wie sich Kunst und Techno durch ihre jeweilige Professionalisierung über die Jahre ein wenig auseinandergelebt haben. Arm, aber sexy? Schon, schreibt Rapp: „Geschmack und Geld gehören in dieser Stadt nicht zusammen.“ Er schränkt aber ein, dass das nicht mehr für die Kunstszene gelte.

dv