"Nischenhain" in Köln

Kunst werde Habitat

In Köln haben Künstler Wildtieren Behausungen gebaut – auch im eigenen Interesse

Die Simultanhalle in Köln-Volkhoven ist ein passender Ausstellungsort für einen Künstler wie Karsten Födinger, dessen ganze Arbeit sich um Architektur und Bauwesen dreht: Die Halle wurde 1979 als maßstabgetreues Modell gebaut, um Oberlicht und Fassadenelemente für das geplante Museum Ludwig in der Innenstadt zu testen. Nach dessen Fertigstellung setzten sich Künstler dafür ein, dass der Testbau stehen bleibt und bis heute als Projekt­raum genutzt wird. Doch Bauland wird teurer – wie hält man sich Investoren vom Hals?  

Wenn sich bedrohte Tierarten ansiedelten, wäre das Gelände gesetzlich geschützt. Das ist die Idee von Födingers Ausstellung "Nischenhain", für die er Kollegen einlud, sich "mit dem skulpturalen und/oder architektonischen Potenzial von Tierbehausungen auseinanderzusetzen".

Es ist ein Vergnügen, mit einem Lageplan ausgestattet auf dem ehemaligen Schulgelände die 36 Ergebnisse zu suchen: die Eidechsenbank von Johannes Esper etwa, Vogelschlafsäcke von Christin Kaiser, ein Insektenhotel von Taiyo Onorato und Nico Krebs, ein Seniorenheim für Marder von Klaus Schmitt oder Malerei für Bienen von Alexander Wagner.

Nicht alles ist so niedlich, wie es zunächst anmutet: Das im Dunkeln leuch­tende "Kino für Insekten" von Bianca Pedrina ist auch als Jagdgrund für insektenverspeisende, bedrohte (!) Fledermausarten gedacht.

Bis auf drei bleiben alle Arbeiten dauerhaft installiert. "Erste Erfolge haben wir schon", sagt Karsten Födinger. "Ein Grünspecht hat sich in einer Arbeit eingenistet." Der steht zwar auf keiner Roten Liste, aber ein Anfang ist gemacht.