Furry Porn vor Japanflagge?

Künstler Sorayama äußert sich zu kontroversem Tyga-Cover

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Tyga vor einem Jahr in New York mit seiner damaligen Freundin Kylie Jenner

Der japanische Illustrator Hajime Sorayama hat sich erstmals zu seinem Cover-Artwork für das neue Album des Rappers Tyga geäußert. Die explizite Nacktdarstellung hatte im Netz Unmut auf sich gezogen

Auf dem Album "Kyoto", das am Freitag erscheint, ist ein laszives Tiger-Frau-Hybridwesen zu sehen, gefesselt vom eigenen Schwanz und mit entblößtem Anus. Viele User hatten in den sozialen Medien ihre Abscheu geäußert, sie empfinden es als sexistisch und erwartbar provokativ. Der renommierte Musik-Magazin "Pitchfork" nannte das Artwork "ernsthaft scheußlich". Ein Twitter-Nutzer sah sich in seinem Nationalstolz verletzt, weil im Hintergrund das Sonnensymbol der japanischen Flagge zu sehen ist. Der 28-jährige Tyga verteidigte das Cover seines sechsten Studioalbums hingegen mit den Worten: "Das ist Kunst." Auf die Frage, ob das "furry porn" sei, also dem tierischen Anthropomorphismus huldigendem Fetisch, antwortete der US-Amerikaner: "Ich habe keine Ahnung, was das ist."

 

Jetzt hat sich auch Hajime Sorayama in einem Interview mit "Highsnobiety" zu Wort gemeldet. Der 70-Jährige ist bekannt für seine Darstellung von Roboterfrauen und Fetischbilder, die auch schon im Mori-Kunstmuseum in Tokio und im Jüdischen Museum New York ausgestellt waren. Sorayama, der Ende der 60er-Jahren an der Tokioter Chūō-Kunstschule Malerei studiert hat, höre selbst keine Rapmusik, sagt er, aber Tyga sei wohl ein Fan seiner Arbeit gewesen. Das Cover-Artwork gehe auf eines seiner Poster aus den 70er-Jahren zurück und sei von Tyga ausgesucht worden.

Auf die Frage, ob sich in Zeiten der globalen Krise seine Vorstellung von der Zukunft geändert habe, antwortet der Künstler: "Meine Generation hat die Kalten Krieg erlebt und die Konflike, die daraus hervorgingen. Es gibt nichts Neues. Die Geschichte hat gezeigt, was passiert, wenn Dummköpfe an der Macht sind."

Zur kontroversen Rezeption seines Covers wurde er allerdings nicht befragt. In der japanischen Kunstgeschichte hat die Darstellung von tierähnlichen Figuren, den Kemono, eine lange Tradition und ist auch in Manga, Anime und Computerspielen beliebt. Sorayamas Bild ist auch im Kontext der Hentai-Subkultur zu sehen, pornographische Manga und Anime, in denen seltene sexuelle Obsessionen dargestellt sind.