Auf Kot-Basis

Künstler Christoph Büchel will sein Lebenswerk zu Diamanten machen

"Künstlerscheiße" wurde schon öfter zu Gold gemacht, jetzt will der Schweizer Künstler Christoph Büchel seine unverkauften Werke auf der Basis seines Kots in Diamanten verwandeln

Der Schweizer Künstler Christoph Büchel (55) will sein unverkauftes Lebenswerk zu Diamanten machen und nutzt dafür eigenen Kot als Grundlage. Aus den Kunstwerken wird nach Angaben vom Dienstag Kohlenstoff gewonnen, in Graphit umgewandelt und über mehrere Wochen unter hohem Druck von 80 000 Bar und Temperaturen von mehr als 1800 Grad in einer sogenannten Wachstumszelle gepresst. Als formgebendes Element für die neu wachsenden Diamanten braucht es sogenannte Impfdiamanten, die aus der DNA des Künstlers hergestellt worden seien.

"Künstlerscheiße" heißt es pointiert in der Mitteilung. Das stehe "sinnbildlich für die Autorenschaft des Künstlers". Das Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahren imitiere den sonst Milliarden von Jahren dauernden Wachstumsprozess natürlicher Diamanten im Erdinneren. Die Ergebnisse seien chemisch, physikalisch, atomar und optisch mit natürlichen Diamanten identisch.

Büchel ist für provokante Aktionen bekannt. 2019 sorgte er auf der Biennale in Venedig für eine Kontroverse, als er ein Schiffswrack ausstellte, mit dem Hunderte Flüchtlinge von Libyen aus nach Europa hatten gelangen wollen. Doch schätzungsweise 800 Menschen starben. Vier Jahre zuvor musste ein Moschee-Kunstprojekt in einer Kirche für die Biennale schließen. Büchel hatte für den isländischen Pavillon eine Moschee in einer ehemaligen katholischen Kirche gebaut. 2010 richtete der Künstler einen Swingerclub in der Wiener Secession ein. Und auch die goldene, vier Meter große Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan bei der Biennale in Wiesbaden 2018 ging laut einer Sprecherin auf Büchels Kappe.

Gesamtkunstwerk aus Diamanten

Nun will er den Angaben zufolge alle bisherigen Kunstwerke, die sich in seinem Besitz befinden, seine frühen Jugendwerke sowie alle zukünftigen Arbeiten, die während der Zeit ihrer Ausstellung unverkauft bleiben, zu Rohdiamanten komprimieren. "The Diamond Maker - The Estate" werde als Gesamtkunstwerk erst mit dem Tod Büchels beendet sein. Im neuen Jahr sollen rund 150 Diamanten hinzukommen.

Präsentiert würden sie in einem Koffer eines Diamantenhändlers, der unter anderem als fiktive Verkaufsplattform dienen soll. "Ein Markt, auf dem Zertifizierung, Eigentum, Urheberschaft und Auktionspreise zusehends an die Stelle der eigentlichen Kunstwerke treten und sie zum Verschwinden bringen", hieß es. Produziert werde das Ganze von JenaKultur/Kunstsammlung Jena. Eine Präsentation in Zusammenarbeit mit der Fondazione Prada in Mailand stehe in der Diskussion.

Es ist nicht das erste Werk aus Künstler-Exkrementen: Vor 60 Jahren füllte der italienische Künstler Piero Manzoni seine Fäkalien in Konservendosen und bot sie für den damaligen Goldpreis an. Eine der Dosen mit dem Etikett "netto 30 Gramm Naturerzeugnisse, produziert im Mai 1961" begann bei einer Ausstellung in einem dänischen Kunstmuseum wegen falscher Lagerung zu tropfen - der Fall landete vor Gericht.