"Die Kunst ist super!“, hieß die Ausstellung, mit der Udo Kittelmann 2009 als Direktor der Nationalgalerie begann – mit Stickern in Comic-Gelb und vielen Ausrufezeichen. Die Provokation funktionierte prompt: Was haben manche in der Stadt gestöhnt über diese vermeintlich plumpe Ranschmeiße ans Publikum. Aber andererseits führt es zum Kern dessen, was Kittelmann während seiner gesamten Karriere als Kurator angetrieben hat: eine Begeisterung, die sich hierarchielos an allen möglichen kulturellen Objekten entzünden kann, high und low, etabliert oder komplett draußen.
Elf Jahre später ist klar, dass innerhalb der Strukturen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade nicht besonders viele Ausrufezeichen zu setzen sind. So lässt Udo Kittelmann seine Ära stattdessen mit einer feinsinnigen Pointe zu Ende gehen, die ihm in ihrem Understatement wahrscheinlich genauso viel Spaß macht wie ein Paukenschlag.
"Die fabelhafte Welt des Walter Bosse" heißt die Ausstellung, die er nicht in seinen Museumsräumen, sondern im Blumenladen Brutto Gusto an der Torstraße zeigt. Von Bosse, einem 1979 verstorbenen Österreicher, kann man bis heute auf Ebay für wenige Euro lustige Igel-Aschenbecher aus Messing oder Stifthalter in Form von Katzen kaufen.
Seltener sind seine Keramiken aus den 1920er- und 1930er-Jahren: kleine Clowns mit übergroßem Grinsen, Dackel mit wedelnden Schwänzen, Elefantenbabys, alle ziemlich süß und gleichzeitig mit einem Tick Groteske im Ausdruck, der die Idylle ankratzt wie die feinen Risse in der alten Lasur. Stil ist, wenn man trotzdem lacht.