In Karlsruhe ist das Thema einer großen Gruppenschau „irgendwie Deutschland“

Jekami ist die vor allem in der Schweiz gebräuchliche Abkürzung für „Jeder kann mitmachen“. Das scheint auch das kuratorische Prinzip von Gregor Jansen und Thomas Thiel für ihre Ausstellung „Vertrautes Terrain“ im ZKM Karlsruhe gewesen zu sein. Die Künstlerliste umfasst 300 Positionen: vom Künstler Günther Förg über das Lifestylemagazin Qvest, die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, die Diskursrockband Tocotronic und diverse Architekten bis zu einer Vielzahl unbekannter Kunstschaffender. Das Thema ist „irgendwie Deutschland“, was die Kuratoren erwartungsgemäß erst einmal dekonstruiert haben – um es dann doch breit darzustellen.
 

Dieses Ritual ist sattsam bekannt und wird in den nationalen Pavillons von Venedig alle zwei Jahre wiederholt. Ungestützt wäre das Thema in der Ausstellung allerdings kaum zu erkennen. Dies liegt zum einen an dem breit aufgezogenen Objektiv der Kuratoren. Wer zugleich nach „Geschichte, Erinnerung, kultureller Verortung, Identität, biografischen Bezügen, Strukturen (!), Symbolen, Formbezügen, Klischees und Repräsentationspolitik“ fragt (warum eigentlich nicht noch: Körper, Wahrnehmung, Gender und Raum?), verursacht zwangsläufig Konzentrationsstörungen. Das andere ist die – allerdings nirgends ausgesprochene – Botschaft der Schau: Künstlerische Strategien im Deutschland der Gegenwart bestehen zum Gutteil darin, ihre Themen zu verrätseln. Beispielhaft dafür ist ein „Hitlerportrait“ von Christof Zwiener, das aussieht wie ein Stück Rigips und es wahrscheinlich auch ist. Das hat gewiss Humor. Aber in einer Menge derartiger Werke sehnt man sich dann doch nach Etiketten wie „Leipziger Schule“ oder „Young British Art“ zurück. Wenigstens leisten die, was die Kuratoren hier versäumt haben: die Komplexität der Kunst so zu reduzieren, dass man sich daran orientieren oder auch reiben kann.
 

„Vertrautes Terrain“, ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie,

Karlsruhe, bis 12. Oktober