Restitution

Historiker: Einigung zu Rückgaben von Benin-Bronzen enttäuschend

Historiker Jürgen Zimmerer
© Kevin Fuchs, Wikimedia

Historiker Jürgen Zimmerer

Der Historiker und Afrikawissenschaftler Jürgen Zimmerer hat die jüngste Einigung zu Rückgaben von Benin-Bronzen als enttäuschend kritisiert

"So erfreulich das einmütige Bekenntnis zur substanziellen Restitution ist, so enttäuschend ist das Ergebnis des Benin-Gipfels insgesamt", sagte der Professor an der Universität Hamburg am Freitag. Es werde lediglich verkündet, "was in den letzten Jahren immer wieder verkündet, aber nicht mit Leben gefüllt wurde".

Statt "bedingungsloser Verpflichtung zur Rückgabe von Raubkunst" sei nur vage von einem "substanziellen Teil" die Rede. Wie dieser bestimmt werde und wer ihn bestimme, werde nicht gesagt, kritisierte Zimmerer. "Zugestanden wird nur, was man nicht mehr verweigern kann, zumindest bei einer Mehrheit der Verantwortlichen."

Museumsexperten und politisch Verantwortliche hatten sich am Donnerstagabend auf baldige Rückgaben der als Raubgut geltenden Benin-Bronzen an Nigeria verständigt. Bronzen aus dem Königspalast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Auch im Berliner Humboldt Forum sollen nach bisherigen Plänen solche wertvollen Kunstschätze ausgestellt werden. Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.

Die Sammlung des Stuttgarter Linden-Museums umfasst 64 Bronzen aus dem Königreich. Ein Großteil der Bronzen sei um 1900 von Felix von Luschan aus Berlin angekauft und durch den Unternehmer und Mäzen Carl Heinrich Eduard Knorr finanziert worden, teilte das baden-württembergische Wissenschaftsministerium mit. Insgesamt zählt das Linden-Museum 81 Objekte aus Benin. Im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe gibt es dagegen keine entsprechenden Kunstwerke.