In Hamburg verhallt ein Dialog hochklassiger Sammlungen als ein diffuses Zwiegespräch

Am Eingang hängen zwei Bilder – beide von spanischen Künstlern in neoexpressionistischer Manier gemalt. Das wundert einen zunächst nicht, schließlich ist diesmal eine spanische Sammlung bei der Falckenberg-Kollektion zu Gast: die der Madrider Galeristin Helga de Alvear.
Dann macht man sich auf den langen Marsch durch die Arbeiten von 83 Künstlern, präsentiert auf üppigen 6000 Quadratmetern. Man passiert die Fotos von Santiago Sierras zugemauertem spanischem Biennale-Pavillon. Man riecht an Ernesto Netos mit Pfeffer und Gewürznelken beschwertem Polyamidgespinst. Man lässt sich von einer abgründigen Installation Jonathan Meeses die Sinne verdunkeln und von Dan Flavins Leuchtstoffröhren wieder aufhellen. Ein roter Faden? Sollte es um ein Ausleuchten der Sammlercharaktere gehen? Hier Falckenbergs Bestände, die dunkler sind, oft schräg-grotesk und gern einer kraftstrotzend dionysischen Ästhetik folgen. Und dort die Schätze der Sammlerin, die seit 1967 über 2000 Arbeiten erworben hat: Sie wirken klarer, lichter und stärker durch ein ästhetisches Finish versiegelt und kommen also – folgt man Nietzsches Polarisierung – apollinischer daher. Wirklich deutlich macht die Schau das aber nicht.
Harald Falckenberg sieht den Sammlungsdialog dann auch anders zentriert. Es gehe um „den post-painterly modernism und seine Folgen“, also um die vielen nicht malerischen Strategien seit den 60er-Jahren. Und warum dann zu Beginn zwei so „very painterly positions“? „Wenn man diese Bilder am Schluss befremdlich findet“, so Falckenberg, „dann hat man die Ausstellung verstanden.“ Am Ende des Parcours hat man so ein listiges Wachrütteln allerdings nötig, denn unter dem „Nachmalerischen“ kann man so ziemlich alles verstehen: Klare Schneisen lassen sich durch diese Ansammlung disparater Positionen kaum schlagen. Und so wirkt dieser Dialog eher ermüdend als erhellend. Karin Schulze

„Helga de Alvear und Harald Falckenberg im Dialog“, Sammlung Falckenberg, Hamburg-Harburg, bis 15. März