TV-Interview

Kunsthändler Kornfeld berichtet erstmals über Gurlitts Beziehung zu Bern

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Eberhard Kornfeld in der Sendung "10 vor 10" auf dem Schweizer Sender SRF.

Warum hat Cornelius Gurlitt, der Sohn eines Kunsthändlers von Hitler, seine Sammlung dem Kunstmuseum in Bern vermacht? Der Berner Kunsthändler Eberhard Kornfeld hat im Schweizer Fernsehen erstmals ein Licht auf dieses Rätsel geworfen

Gurlitt sei mehrfach in Bern gewesen und er habe ihm geholfen, Werke in Auktionen zu verkaufen, sagte Kornfeld (94) am Mittwochabend in der Sendung "10 vor 10". Er sei auch in der Münchner Wohnung von Gurlitt gewesen. Der zufällige Fund der Gurlitt-Sammlung war eine spektakuläre Entdeckung. Bis 2012 war unbekannt, dass Gurlitt rund 1500 Werke in seinen Wohnungen hatte, teils achtlos gestapelt.

Sie stammten von seinem Vater Hildebrand Gurlitt. Der sollte in der NS-Zeit Werke aus Museen und Galerien verkaufen, die die Nazis als "entartete Kunst" diffamiert und beschlagnahmt hatten. Dabei ging es um Werke jüdischer Maler oder Bilder, die nicht dem Kunstgeschmack der Nazis mit heroischen Figuren entsprachen. Gurlitt starb 2014. Er vermachte er die Sammlung dem Berner Kunstmuseum.

"Er ist zwei, drei Mal nach Bern gekommen", sagte Kornfeld. "Wir waren im Museum, im Münster und der Altstadt, er war sehr interessiert an Bern." Seine - Kornfelds - Rolle bei der Entscheidung Gurlitts, das Kunstmuseum als Erben einzusetzen, dürfe man aber nicht überbewerten. "Der gute Gurlitt ist dermaßen von Deutschland behandelt worden, dass er primär im Kopf hatte, dass dies sicher nicht primär in Deutschland bleiben sollte", meinte Kornfeld.

Die persönlichen Kontakte hätten in den 80er-Jahren stattgefunden. Gurlitt habe Werke verkaufen müssen, um von dem Erlös seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Münchner Wohnung bezeichnete Kornfeld als "ganz normal". Er erinnere sich an ein großes Gestell, in dem Bilder standen. "Generell ist die Sammlung in gutem Zustand aufbewahrt worden", so Kornfeld.

Das Kunstmuseum hat allerdings eigens ein Labor eingerichtet, um Werke von Schimmel und anderen Verschmutzungen zu befreien. Es attestierte Gurlitt keine fachgerechte Aufbewahrung. Anfang November werden Teile der Sammlung in einer Doppelausstellung in Bern und Bonn erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der spektakuläre Kunstfund in Gurlitts Schwabinger Wohnung hatte 2013 weltweit Aufsehen erregt und eine hitzige Debatte über den Umgang mit von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerken in Deutschland entfacht. Damals wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft schon 2012 rund 1280 Kunstwerke in Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt hatte. Zwei Jahre später tauchten weitere 238 Gemälde in seinem verwahrlosten Haus in Salzburg auf.