Nach Gewaltandrohung

Guggenheim sagt Projekt in Berlin-Kreuzberg ab

«Wir befürworten eine lebhafte Diskussionskultur, können aber das Risiko gewalttätiger Übergriffe nicht eingehen, wie sie von einer kleinen Minderheit angedroht wurden», teilte das New Yorker Museum mit. Ursprünglich wollte das «BMW Guggenheim Lab» von Mai bis Juli auf einer Brachfläche zu Veranstaltungen über das Leben in Metropolen einladen. Ein BMW-Sprecher betonte dazu am Dienstag, nicht die Proteste von Anwohnern hätten zur Absage geführt, sondern die Gewaltandrohung und die entsprechende Einschätzung der Polizei.

Hintergrund der Anwohnerproteste ist die in Berlin seit längerem schwelende Debatte um «Gentrifizierung», die Teile der linken Szene gewalttätig werden lässt. Mit dem Begriff ist der Wandel von Stadtvierteln gemeint, der durch Studenten und Kreative angestoßen wird. Durch den Zuzug von Menschen mit mehr Geld werden aus Sicht der Gegner alteingesessene Bewohner verdrängt.

Nach Angaben des "Tagesspiegel" habe es in einem Aufruf geheißen: „Für den Kiez bedeutet das geplante Lab eine weitere Aufwertung und eine Beschleunigung der ohnehin schon rasanten Mietsteigerungs- und Verdrängungsspirale. BMW hofft auf einen fetten Image-Zugewinn, und der Grundstückseigentümer natürlich auf eine schöne Wertsteigerung seines Grundstückes, auf dem in nicht so ferner Zukunft Luxuswohnungen entstehen sollen.“

Das "BMW Guggenheim Lab" ist eine Kooperation der New Yorker Guggenheim Foundation mit der BMW Group. Das "BMW Guggenheim Lab" will mit internationalen Künstlern und Wissenschaftlern eine öffentliche Plattform für den Austausch von Ideen und Lösungen rund um das Thema Leben in der Stadt schaffen und in verschiedenen Großstädten Station machen. Berlin sollte nach New York der zweite Halt des Labors sein, als dritter Stopp ist Mumbai in Indien geplant.

Kritik vom Berliner Innensenator
Innensenator Frank Henkel (CDU) hat heftige Kritik an der linken Szene geäußert. «Es ist besorgniserregend, wenn einige entscheiden wollen, wer in den Kiez gehört und wer nicht», sagte Henkel am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. «Gegen Kritik ist nichts einzuwenden, aber Einschüchterungsversuche sind nicht hinnehmbar. Sie sind mit einer liberalen und toleranten Metropole unvereinbar.»

  Gleichzeitig äußerte der Innensenator seine Hoffnung, das Projekt an eine andere Stelle nach Berlin zu holen. Henkel nannte das Lab Zukunftsprojekt und Chance für die Hauptstadt. «In Berlin muss es Raum für Kreativität geben. Den dürfen wir uns nicht einengen lassen.»

Auch Berlins Tourismuschef hat sich verärgert gezeigt. Es gebe einzelne Gruppen in Kreuzberg, die zunehmend zum Problem würden, sagte Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Das habe mit der Stimmungsmache gegen Touristen angefangen und setze sich nun nahtlos fort. «Ausgerechnet die sich immer Multikulti auf die Fahnen schreiben, werden zum Problem für die Vielfalt dieser Stadt. Das werden wir nicht zulassen.»

Für die Kulturszene der Hauptstadt ist die Absage ein weiterer Schlag. Erst im Februar hatte die Deutsche Bank verkündet, dass die Guggenheim-Dependance Unter den Linden geschlossen wird. Wo das Labor nun hinziehen wird, ist noch offen.

 (dpa/monopol)