Das, was Daniel Weissbach an Hauswände, Brückenpfeiler und U-Bahn-Wagons malt, ist irgendwo zwischen Lettering und abstrakter Linienführung zu verorten. Seit über 30 Jahren erweitert der unter den Pseudonymen Cost88 und Tagno bekannte Graffitikünstler den Kunstbegriff der Berliner Graffiti- und Street Art-Szene. Mit seinen großformatigen Anordnungen paralleler Linien unterstreicht Weissbach die expressionistische Qualität des Throwups, eines in kurzer Zeit entstandenen Graffitis, das nur schraffurhaft ausgefüllt wird.
Für seine charakteristischen Formationen gleichmäßiger Linien entwickelte Weissbach eine eigene Konstruktion, die es ihm erlaubt, mit mehreren Dosen gleichzeitig zu sprayen. Es hat etwas von Action Painting, wenn er mit tänzerischer Leichtigkeit ganze Fassaden bemalt und etwas von Aktionskunst, wenn er als Gleisbauer verkleidet die Wagons vorbeifahrenden S-Bahn mit horizontalen Linien bedeckt.
Liebesbeweise an den Schmutz Berlins
In seiner Arbeit als bildender Künstler verleiht Weissbach seiner Liebe zum urbanen Raum Ausdruck, malt mit Tags überzogene Kachelwände und verwandelt die Mosaike Berliner U-Bahn-Stationen in archäologische Ausgrabungen. Seine Werke sind eine Ode an die charmante Schmutzigkeit Berlins, die man meist erst durch ihr drohendes Verschwinden zu schätzen lernt.
Mit seiner Leidenschaft ist Weissbach zu einer Instanz der Berliner Szene geworden, der als Freund und Kollege auch über die Stadtgrenzen hinaus hoch geschätzt wird. 2016 wurde bei ihm ein inoperabler Gehirntumor diagnostiziert, der 2019 gewaltsam zurückkehrte. Um Weissbach beizustehen und ihm die beste Behandlung zu ermöglichen, haben die Künstler Steffen Köhler, Markus Mai und Matthias Wermke die Benefiz-Auktion "Get Well Daniel" gegründet, deren Erlöse Weissbach zugute kommen sollen.
Über einhundert Werke gestiftet
Über einhundert Künstlerinnen, Künstler und Kollektive haben Arbeiten beigesteuert, darunter anonyme Sprayer wie Buny und Cheerio, Malerinnen wie Conny Maier und Coco Bergholm und diverse Crews wie 1 United Power, deren Schriftzug "1UP" nicht nur an Berliner Hausfassaden und U-Bahn-Wagons, sondern auch auf dem vor einer griechischen Insel gekenterteten Schiffwrack "Mediterranian Sky" prangt.
Ein Teil der gespendeten Werke ist am 21. und 22. Februar im Rahmen einer Ausstellung im Salon am Moritzplatz zu sehen. Am Sonntag, den 23. Februar um 20 Uhr, beginnt auf der "Get Well Daniel"-Website die erste Auktion. Eine Woche lang kann dann auf die ersten 30 Werke geboten werden, weitere Online-Auktionen folgen anschließend am 2., 9., 16. und 23. März.