Fotografieren gegen den Durst

Eine Zeit lang galt Dennis Hopper in Hollywood als schwieriger Kollege, als radikal und abgedreht. Die Drogen, der Alkohol. Anfang der 60er-Jahre bekam der amerikanische Schauspieler nur noch wenige Rollen angeboten. In dieser Zeit schleppt er überall seine Kamera mit. Sie habe ihm über manche Durststrecke hinweggeholfen, wie er später häufig erzählte.
Erst kürzlich hat Hoppers Galerist Tony Shafrazi einen Band mit Fotografien aus jenen Jahren herausgegeben: Aufnahmen von Kundgebungen, Filmsets, Bilder von Stars und Unbekannten – und immer wieder Künstlerporträts. Hopper fotografierte Andy Warhol bei seiner ersten Ausstellung, Robert Rauschenberg mit herausgestreckter Zunge, James Rosenquist, Jasper Johns, Roy Lichtenstein.
1963 kaufte Dennis Hopper Warhol eines der ersten Campbell’s- Suppendosenbilder ab, für 75 Dollar. Doch von seiner umfangreichen Pop-Art-Sammlung ist heute nicht mehr viel übrig: Hoppers erste Ehefrau hat sie Ende der 60er- Jahre verscherbelt.
Dennis Hopper malte selbst und verarbeitete in seinen Bildern Film, Werbung, Alltagskultur. Über seine umtriebige Kunstproduktion sagte er einmal, sie sei „zwanghafte Kreativität“, und die ging tatsächlich sehr weit: In den frühen 80er-Jahren brachte er in einem Happening um seinen Körper herum positionierte Dynamitstangen zur Explosion, deren Wirkungen sich gegenseitig nivellierten. 1996 spielte Hopper in dem Filmporträt „Basquiat“ die Rolle des Galeristen Bruno Bischofberger. Regie führte der Künstler Julian Schnabel; mit ihm verband Hopper eine enge Freundschaft. Schnabel ist es auch, der die große Retrospektive für Hopper im Museum of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles kuratieren soll. Die Schau, die noch für diesen Sommer angesetzt ist, wird im Gedenken stattfinden müssen, Dennis Hopper ist Ende Mai im Alter von 74 Jahren seinem Krebsleiden erlegen.
Anna Pataczek