Klimaschutz-Initiative

EU wünscht sich ein neues Bauhaus

Im Rahmen des von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten "neuen Europäischen Bauhaus" soll im Frühjahr erstmals ein Preis ausgeschrieben werden
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Im Rahmen des von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten "neuen Europäischen Bauhaus" soll im Frühjahr erstmals ein Preis ausgeschrieben werden

Mit einem "neuen Europäischen Bauhaus" will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Klimawandel aufhalten und das Leben verbessern. Kreative, Forschende und Bürgerinitiativen sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen

Wie viel Bauhaus die Gegenwart verkraftet (und umgekehrt), wurde im Jubiläumsjahr 2019 deutlich. Die Projekte zur 100-Jahr-Feier zeigten, dass Bauhaus nicht ein Designinstitut für Geschmacksfragen war, sondern zunächst eine Schule, die sich mit ihren Lehrinhalten den Problemen der Gegenwart stellte – gestalterisch und intellektuell. Wie man diese Lehren für heute brauchbar machen könnte, beschäftigt seitdem Design, Kunst und Forschung.

Etwas ähnliches hat die EU jetzt vor mit ihrem Projekt "New European Bauhaus": Mit Kreativen, Wissenschaftlern, Architekten, Forschern und Bürgerinitiativen aus "den Mitgliedsstaaten und darüber hinaus" soll daran gearbeitet werden, wie der Klimawandel aufgehalten und das Leben verbessert werden kann.

"Sustainability in style" nennt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen es in einer motivierten Rede über das Vorhaben, das am Montag in einer Online-Pressekonferenz vorgestellt wurde. "Ein Projekt der Hoffnung" sei es, "gestaltet von uns allen." Es gebe so viele tolle Ideen da draußen, etwa zum Zusammenleben mehrerer Generationen, zum Umwandeln von bestehenden Architekturen in nachhaltige Gebäude, zur Überwindung der Klimakrise, zum bezahlbaren Leben für alle.

Der Begriff "Bauhaus" wird von einigen Teilnehmern der Pressekonferenz im Anschluss durchaus kritisch gesehen: Will man sich in die Tradition einer Schule stellen, in der Frauen in die Textilwerkstätten verbannt wurden? Und dominiert hier nicht wieder das Deutsche sehr über die anderen Mitgliedsstaaten, gerade mit der deutschen Schirmherrin von der Leyen?

Mobilisierung der Gesellschaft

Bauhaus, erklären die Sprecherinnen des Projekts, sei hier vor allem ein Begriff, mit dem man die Gesellschaft mobilisieren könne, und darum gehe es. Konkret soll das heißen: Über eine Website können zukunftsfähige Vorschläge eingereicht werden. In einer ersten Phase, die seit Oktober ohne öffentliche Teilnahme stattfand, wurden konkrete zeitgenössische Beispiele gesammelt, anhand derer die Prinzipien des Neuen Europäischen Bauhauses beispielhaft gezeigt werden können. Darunter das Architekturschaufenster in Karlsruhe, ein Showroom, in dem für alle zugänglich Architektur, Kunst und Design vermittelt wird, als Beispiel für interdisziplinäres Arbeiten und Kommunikation. Oder das Kollektiv Ground Tests aus Basel, das "außerdisziplinäre Kunst-, Design- und Medienforschung" betreibt.

Eine Kommission wird durch im Frühjahr mit 30.000 Euro dotierten Preisen für "bestehende Beispiele, die die Integration der Schlüsselwerte der Initiative repräsentieren", die erste Ausgabe des "Neuen Europäischen Bauhauses" starten. Im Herbst werden fünf Pilotprojekte in den Mitgliedsstaaten ausgeschrieben, die auf nationaler und lokaler Ebene für EU-Fördermittel in Frage kommen. Die Schlüsselqualitäten sollen Nachhaltigkeit, Erlebnisqualität und Inklusion sein.

Welche Akteure bislang außer den eher kleinen Beispielinitiativen eine Rolle spielen, ist noch nicht bekannt. "Ein hochrangiger runder Tisch mit angesehenen Denkern und Praktikern, der durch eine Reihe von semi-strukturierten Interviews gebildet wurde, wird als Resonanzboden für Ideen und als Botschafter der Gemeinschaft dienen. Anhand der gesammelten Beispiele und der daraus entstandenen Gespräche wird deutlich, wie die 'New European Bauhaus'-Initiative die Schaffung schöner, nachhaltiger und inklusiver Orte ankurbeln, skalieren und unterstützen kann", heißt es auf der Website. Die soll nicht nur Informationsplattform sein, sondern auch ein konkretes Werkzeug, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Wissen auszutauschen und zu kooperieren.