Ende einer ungleichen Partnerschaft

Eon steigt aus Finanzierung des Museums Kunstpalast aus

Viele Jahre lang hat der Energieriese Eon das Düsseldorfer Museum Kunstpalast finanziert. Das Modell war in dieser Form einst einmalig. Jetzt steckt der Konzern in der Krise - und macht Schluss mit dem Kunstpalast

Das Ende der Beziehung hatte sich schleichend angekündigt: Der Energiekonzern Eon steigt nach rund 20 Jahren aus der Finanzierung des angesehenen Museums Kunstpalast in Düsseldorf aus. Ende 2017 wird die bei der Gründung 1997 noch als "Pionier-Tat" gepriesene öffentlich-private Partnerschaft beendet. Für den städtischen Kunstpalast ist das ein harter Schlag. Denn nicht zuletzt dem Geld von Eon ist zu verdanken, dass sich das Museum überregional einen Namen mit großen Ausstellungen machen konnte - von Altmeistern wie El Greco oder Francisco de Zurbarán bis zu modernen Foto- und Filmkünstlern wie Andreas Gursky und Wim Wenders.

Die Zeiten, als die Einnahmen bei den Energiekonzernen sprudelten, sind längst vorbei. Angesichts rapide abstürzender Gewinne hat sich der Energieriese Eon jüngst in zwei Unternehmen aufgespalten. Das neue Unternehmen Uniper sitzt nun als Nachbar des Kunstpalastes am Eon-Platz in der einstigen Eon-Zentrale in Düsseldorf. Eon selbst zog mitsamt seiner unternehmenseigenen Kunstsammlung nach Essen. Dass Uniper den Kunstpalast künftig unterstützen wird, glaubt keiner in dem Museum. Ohnehin zieht Uniper über kurz oder lang wohl an den Hafen. Wer dann der neue Nachbar wird, ist offen.

"Eine Perspektive in rosa wäre schöner, aber die haben wir jetzt nicht", heißt es im Kunstpalast. Im Herbst 2017 verabschiedet sich auch noch der Schweizer Direktor Beat Wismer. Er hatte es geschafft, für Ausstellungen berühmte Künstler, aber auch Leihgaben aus großen Museen in den eher kleinen Kunstpalast zu holen. Höhepunkt war 2012 die Schau "El Greco und die Moderne" mit 180.000 Besuchern. Ein Nachfolger für Wismer ist noch nicht gefunden.

Die Kunstszene hatte die deutschlandweit erste öffentlich-private Partnerschaft zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einem Museum seit Beginn misstrauisch beäugt. Angelegt war die Bindung seinerzeit nur auf zehn Jahre. Zwar wurden letztlich fast 20 Jahre daraus, doch Eon fuhr die Zuschüsse schon seit mehreren Jahren zurück.

Entsetzen löste 2014 die Entscheidung des Konzerns aus, eines der spektakulärsten Stücke seiner Kunstsammlung zu verkaufen: Jackson Pollocks Schwarz-Weiß-Komposition "Number 5 (Elegant Lady)" hing als Dauerleihgabe im Kunstpalast. Eon ließ es in New York versteigern und hoffte auf bis zu 15 Millionen Euro, doch das Bild brachte nur rund 8 Millionen ein. Mit dem Geld sollte wiederum der Kunstpalast weiter finanziert werden.

Das Partnerschaftsmodell zwischen Eon und dem Kunstpalast habe inzwischen deutschlandweit "Schule gemacht", sagt Franziska Nentwig, Geschäftsführerin des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft in Berlin. Es gebe inzwischen zahlreiche institutionelle Partnerschaften zwischen Unternehmen und Museen in verschiedensten Formen.

Das Ende der Eon-Förderung für den Kunstpalast sei zwar "schmerzhaft", aber letztlich sei sie länger gelaufen als geplant, sagt Nentwig. "Es wären alle blauäugig gewesen, wenn sie gedacht hätten, das gehe bis in die Ewigkeit fort." Ziel sei gewesen, das Museum zu sanieren "und auf den Weg zu bringen". Und das sei erreicht worden. Auch bei der öffentlichen Hand, die 90 Prozent der Kulturförderung in Deutschland bestreite, gebe es "im Einzelfall keine Garantie".

Kunstexperten fordern schon lange, dass Konzerne Kulturförderung über Stiftungen betreiben, um sie von Konjunkturschwankungen unabhängiger zu machen. So gibt es beispielsweise weiterhin die Schering Stiftung, obwohl deren Gründerin Schering AG längst von Bayer übernommen wurde.