Es dauerte, bis er das Thema Wasser in den Griff bekam. David Hockney musste das Element immer wieder neu erfinden, als bewegtes Feld konzentrischer Kreise, als Gewirr von Schlangenlinien oder als komplexes Konglomerat, das Äquivalent eines Spritzers in seinem großen, menschenleeren Poolbild "A Bigger Splash", das Hockney 1966 malte.
Wellen, Gesichter, die Gärten seiner kalifornischen Wahlheimat – die Motive des bedeutenden britischen Malers tauchen in der Graphic Novel "David Hockney. Der letzte Maler" wieder auf. Sein Stil ist sehr cartoontauglich, das belegen die sparsam-schönen Illustrationen von Giovanni Gastaldi. Konzipiert und getextet wurde der Band von Monica Foggi. Wie sich in Hockneys Werk formale Fragestellungen und persönliche Züge mischen, so erzählt auch der biografische Band von dem besessenen Künstler und dem Privatmenschen zugleich, der Freundschaften pflegt und sich nach Erfüllung in einer Liebesbeziehung sehnt.
Den Erzählrahmen zieht ein fiktiver älterer Hockney-Fan namens Liam, der während des Aufbaus der großen Retrospektive seines Idols 2017 in der Londoner Tate Britain über Hockney reflektiert: "Unsere Leben haben sich berührt. Hockney hat zum Ausdruck gebracht, was für mich, als Jugendlicher, unsagbar war" – Liam spielt auf Hockneys Homosexualität an. Der Künstler war so frei, sein Schwulsein immer wieder zum Bildthema zu machen. Und natürlich eckte er damit an.
Erinnerungen an ein Lebenswerk
Die Rückblenden in Hockneys Werdegang setzen im Swinging London des Jahrs 1961 ein. In der "Young Contemporaries"-Schau der RBA Galleries macht der Nachwuchskünstler mit seinem "Tea Painting in an Illusionistic Style" und seinem an den Sammler John Kasmin verkauften "Doll Boy" Furore. 1964 lässt sich Hockney in Kalifornien nieder, zwei Jahre später lernt er Peter Schlesinger kennen. Die Beziehung beflügelt den Maler auch künstlerisch und hält bis 1971. "Hockney hat die Gabe, langjährige Beziehungen zu Menschen aufzubauen", heißt es einmal im Buch.
Abschiede belasten ihn schwer, etwa der Krebstod seines engen Freundes, des Kurators Henry Geldzahler. Und dann ist da noch die Aids-Epidemie, die ab den 1980ern Hockneys Alltag überschattet.
Die Kunst hilft ihm immer wieder aus der Depression. Hockney zeigt keinerlei Berührungsängste vor neuen Technologien wie dem iPad. Die Graphic Novel präsentiert ihn als vitalen Künstler, dem die Neugier nie abhandenkommt. Zugleich macht "David Hockney" neugierig darauf, dieses schillernde Lebenswerk eingehender zu erkunden.