Drei Fragen an: Jim Shaw

 

Herr Shaw, Ihre neue Ausstellung trägt den Titel „Das Ganze: eine Studie zu oistischer integrierter Bewegung“. Was hat es damit auf sich?

Es handelt sich um die Weiterführung des Projekts „Oism“, an dem ich seit Anfang der 90er-Jahre arbeite. Oism ist eine fiktive Religion, die von den Mormonen beeinflusst ist und Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde.

In der Ausstellung zeige ich Fotos, Malerei, Skulpturen und Videos. Das Hauptwerk ist ein Film über acht Frauen, die einen rituellen Tanz aufführen. Am Ende bewegen sie sich auf einen Banyanbaum zu, der in der Oism-Mythologie eine transzendente Version des Weltenbaums darstellt.


Die Frauen bewegen sich rückwärts. Ein Zeichen dafür, dass im Oism auch die Zeit rückwärtsläuft?

Das wäre eine mögliche Deutung. Es war aber auch eine strukturelle Entscheidung, die Idee, Oism um eine oistische Filmtheorie zu erweitern. Vielleicht ist es eine Traumsequenz, in jedem Fall ist es Anti-Hollywood.
 

Verstehen Sie Ihre Arbeit als Persiflage der religiösen Bewegungen in den USA?

Nein, es geht mir nicht darum, diese Bewegungen lächerlich zu machen. Ich will die Macht der Religionen erkunden, genauer gesagt: das ästhetische Umfeld, das sich um Religionen formiert. Bei meinen Recherchen habe ich bemerkt, dass die meisten religiösen Bewegungen, die in den USA erfunden wurden, zeitgleich mit den ersten Frauenbewegungen entstanden. Daher ist im Oism eine Frau die oberste Göttin. Direkt mit der Politik habe ich mich eher in früheren Arbeiten befasst, in der Zeit um 2004, als George W. Bush wieder- gewählt wurde. Ich hatte Albträume damals über Bush und seine Instru- mentalisierung der evangelikalen Rechten. Man kann wirklich nur hoffen, dass diese Kultur jetzt endlich an ihr Ende gekommen ist.


„The Whole: A Study in Oist Integrated Movement“,
Simon Lee Gallery, London, bis 28. März