Zum 60. Geburtstag

Documenta stellt Weichen für die Zukunft

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Im Juli vor 60 Jahren hat die erste Documenta in Kassel begonnen. Seitdem hat sich die Schau zur weltweit wichtigsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst entwickelt. Das Jubiläum wird gefeiert, zeitgleich werden die Weichen für die Zukunft gestellt

Ein Verwaltungsakt passt so gar nicht zur Documenta - und doch ist es ein Meilenstein zur künftigen wissenschaftlichen Erforschung der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Zum 60. Geburtstag der Documenta am 15. Juli übergibt die Stadt Kassel das Documenta-Archiv offiziell an die Documenta GmbH, die von Kassel und dem Land Hessen getragen wird. Damit verbunden ist eine bessere finanzielle Ausstattung des Archivs.

Die Stadt Kassel geht damit einen ersten Schritt zu einem wissenschaftlichen Institut zur Erforschung der Weltkunstausstellung. 2020 solle das interdisziplinäre Institut kommen, sagte Kassels Kulturamtsleiterin Dorothée Rhiemeier.

Zu dem jährlichen kommunalen Beitrag von rund 500.000 Euro gibt das Land nun die gleiche Summe hinzu. Mit dem Übergang sei das Archiv noch mehr in der Lage, Forschungsprojekte zu initiieren, sagte Rhiemeier. An der Universität Kassel wird zudem das Forschungsprojekt zur Documenta 2016 ausgebaut. Beides soll dann bis 2020 in ein außeruniversitäres Documenta-Institut einfließen, an dem außer dem Land Hessen auch der Bund beteiligt werden soll. "Wir hoffen, dass der Bund dabei ist", sagte Rhiemeier.

"Kassel ist der Documenta zur Heimat geworden und heute Teil unserer Identität", schrieb Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD). Deshalb ist der Verwaltungsakt nur der Auftakt - der 60. Geburtstag der Documenta wird in Kassel mit einer Festwoche (15. bis 19. Juli) gefeiert. Geplant sind unter anderem ein Documenta-Fest sowie Vorträge, Konzerte und Führungen zur Ausstellungsgeschichte. Am 16. Juli wird eine Retrospektive des belgischen Künstlers Marcel Broodthaers (1924-1976) eröffnet. Der mehrfache Documenta-Teilnehmer gehört zu den wichtigsten Vertretern zeitgenössischer Kunst. Die 13 Ausgaben der Documenta hätten Millionen Besucher in Kassel vertraut gemacht mit zeitgenössischer Kunst, sagte Documenta- Geschäftsführerin Annette Kulenkampff. "Wir richten uns auf einen Besucherandrang ein."

Ein Höhepunkt ist ein Symposium, in dem am 17. und 18. Juli die Leiter der vier vergangenen Documenta-Ausstellungen und der Leiter der kommenden Documenta 14, Adam Szymczyk, über die Konzepte der Weltkunstausstellung diskutieren. Die Documenta sei mehr als eine Ausstellung, sie wolle vielmehr Denkmodelle und Theorien zu aktuellen Themen vermitteln, sagte die Documenta-Gastprofessorin der Kunsthochschule Kassel, Dorothea von Hantelmann. "Die Frage ist: Was sind die Konzepte der letzten vier Documenta-Ausstellungen und wie bewerten wir sie heute?"

Um die Weltkunstschau, die im Fünfjahres-Rhythmus stattfindet, auch zwischen den Ausstellungen stärker zu verankern, hat Kulenkampff ein Drei-Säulen-Modell aufgestellt. "Die Ausstellung ist das Hauptgeschäft", betonte sie. Zudem soll die Geschichte der Documenta in Kassel besser erlebbar gemacht werden. Dazu werden Außenkunstwerke wie die Spitzhacke von Claes Oldenburg oder der Himmelsstürmer von Jonathan Borofsky instand gesetzt und zu einem Rundgang verbunden. Die dritte Säule ist das künftige Documenta-Institut.

Am 15. Juli 1955 wurde die erste Documenta in Kassel von Arnold Bode eröffnet. Es gab bislang 13 Ausgaben, die Documenta 14 wird 2017 in Kassel und Athen stattfinden.