Luxembourg Art Week

Deutsche Galerien tummeln sich im Großherzogtum

Die Kleine wird Zehn! So lange gibt es schon die Luxemburger Kunstmesse, die aus nicht selbsterklärenden Gründen Art Week heißt. Ein Rundgang

Eine Dekade ist für eine Kunstmesse kein Alter, sollte man meinen. Köln und Basel sind mittlerweile im Großelternalter, Brüssel und Turin sind im dritten Jahrzehnt und sogar London ist mittlerweile ein Twen. Solche Langläufer sind in der Kunstwelt allerdings keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Erinnert sich noch jemand an den sehr hippen Frieze-Satelliten Sunday Art Fair, an die kurzlebige Art Stage Singapore, Art International Istanbul oder gar die Art Cologne Palma de Mallorca? Jenseits der etablierten Zentren oder als Anhängsel einer größeren Veranstaltung kann das Leben ganz schön hart sein.

Und Luxemburg im November ist an sich schon eine Herausforderung. Der sich allerdings erstaunlich viele deutsche Galerien stellen. Aus dem Rhein-Main-Gebiet ist ein halbes Dutzend Galerien angereist, darunter Bernhard Knaus und Heike Strelow, beide nicht zum ersten Mal. Vor der Eröffnung erzählt Knaus, dass er bei seiner ersten Teilnahme in die USA verkauft habe und letztes Jahr in die Schweiz. Jetzt hoffe er noch auf luxemburgische Sammler.

Auch einige coole Kollegen aus Berlin sind dabei, als Speerspitze der Avantgarde gewissermaßen Kraupa-Tuskany Zeidler zum ersten Mal. Ein Sprung ins kalte Wasser sei ihre Premiere dennoch nicht, denn sie hätten einige gute Kunden hier, erzählt Amedeo Kraupa-Tuskany. Weiter erklärt er, Regionalmessen seien gute Ergänzung zu den großen Konzernveranstaltungen, da die Teilnahmekosten überschaubar seien und er seine Sammler viel zielgenauer ansprechen und betreuen könne. Die Galerie Klemm's aus Berlin ist nach 2019 zum zweiten Mal hier. Sie und die Galerie des Messegründers Alex Reding vertreten beide Thomas Arnolds, zu dessen Kabinett man über beide Stände gelangt. Bei ihrer ersten Teilnahme hätten sie einige Luxemburger kennengelernt, die seitdem treue Sammler der Galerie seien und auch immer in Berlin vorbeikämen.

Gerade in einer sehr begrenzten Szene wie der des Großherzogtums ist es wichtig, möglichst viele der lokalen Akteure einzubinden, einschließlich der Galerien. Außer Ceysson & Bénétière und Nosbaum Reding sind diese auf internationalem Parkett jedoch eher unbekannt, wofür es Gründe gibt. Das erfordert beim Besuch von auswärtigen Besuchern eine gewisse Fokussierung, für die sich zum Glück einige Inseln als Blickfang bieten. Dazu gehören etwa Lage Egal (Berlin, Brüssel) mit Papierabriss-Collagen von Marta Djourina, Au Cube (Macôn) mit den Augentäuscher-Gemälden von Jochen Mühlenbrink oder Modulab aus Metz mit Neo-Geo-artigen Bildern aus gefrästen Holzplatten.

Natürlich dürfen die Helden der französischen Kunstgeschichte nicht fehlen: Marc Chagall bei Boulakia (Paris, London), Pierre Alechinsky bei Lelong (Paris, New York) oder Albert Gleizes bei Galerie Arnoux (Paris).

Dass wirklich für jeden etwas dabei ist, bezeugt das einheimische Empreinte Atelier de Gravure mit seiner Grabbelkiste, in der Grafiken unterschiedlicher Techniken von jungen Künstlern in teilweise einstelligen Auflagen zu zweistelligen Preisen angeboten werden. Gänzlich gratis gibt es den ultimativen Tote Bag bei einem von zwei auf der Messe präsenten einheimischen Künstlerkollektiven. Pegel Palluce haben auf einem szenekompatibel schwarzen Jutebeutel die Logos der einschlägigsten Kunstmessen arrangiert, so dass man überall auf dem Globus passend ausstaffiert ist, signiert und in einer 500er-Auflage nummeriert. Das Logo der Luxembourg Art Week krönt all die anderen.

Das Künstlerduo Pegel Palluce haben in ihrem Werk "Honest Work" (2024) auf einem szenekompatibel schwarzen Jutebeutel die Logos der einschlägigsten Kunstmessen arrangiert
Foto: © The artists

Das Künstlerduo Pegel Palluce haben in ihrem Werk "Honest Work" (2024) auf einem szenekompatibel schwarzen Jutebeutel die Logos der einschlägigsten Kunstmessen arrangiert