Maler Carsten Fock zum Tod von A.R. Penck

Der Widerständler

A.R. Penck während der Eröffnungsfeier zu seiner Ausstellung 2007 in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt vor seinem Werk "Quo vadis Germania" von 1984

Am 2. Mai starb der Künstler A. R. Penck. Ein persönlicher Nachruf des Malers Carsten Fock

1992 – mein erster Berlin-Besuch nach meinem Weggang aus einem unangenehmen, kleinbürgerlichen Staat, den es damals schon nicht mehr gab. Ein Bücherantiquariat im ehemaligen Osten, Nähe Kopenhagener Straße. Noch keine Papa/Mama-Autos mit süddeutschen Kennzeichen, keine hochgestreiften, umgestülpten Hosen mit weißen Ringelsöckchen …

Ich wühlte in einer Bücherkiste und fand einen Editionskatalog von A. R. Penck. Worte, Beschreibungen, Bebilderungen zum sogenannten "Fall der Mauer". Ich kannte diesen Maler bis dahin nicht. Der Jubel zum Mauerfall blieb uns beiden jedoch fremd.

Nach meinem Kunststudium zog es mich dann doch von Frankfurt nach Berlin. Die ersten in dieser Zeit ausgeliehenen Bücher und Kataloge aus der heute nach einem Automobilhersteller benannten Bibliothek waren vor allem von A. R. Penck. Die sogenannten "Standard-Bilder" stießen bei mir wenig auf Interesse – eine Kunstrichtung, die so einfache, archaische Bildzeichen verwendet, dass jeder Betrachter die entstehenden Bilder zu durchdringen vermochte, ebenso auch ihre Anwendung auf Uhren, Sportwagen etc.

Doch was für ein umfangreiches Werk in Bildern, Skulpturen, immer wieder neuen Versuchen, auszubrechen aus einer bestimmten, festgelegten Formensprache. Die Reduktion seines Werke auf die Bestimmung im und zum KALTEN KRIEG ist all zu einfach. Aber Menschen brauchen – heute umso mehr – die verkürzte Einordnung und Benennung, um "Zeit zu sparen" in der allgemeinen Beschäftigung.

Immer wieder durch Ausstellungsbesuche in beispielsweise Kölner Museum Ludwig und viel später, 2007, eine großartige Ausstellung in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle eröffneten mir sein Tun, neue Perspektiven und Blicke auf ein außergewöhnlich, vielseitiges und zweifellos riskantes Werk.

Wenn ich allein nur an die Werkgruppe der aus den Endsiebzigern stammenden, großformatigen Gemälde denke – surrealistische, historienelementare Bilder, und dann doch dieser breite, fette, genaue Pinselstrich, großartigste Selbstporträts, Skulpturen, die man nicht so eben mit zwei, drei typischen Begrifflichkeiten beschreiben kann.

Man kann denken und sagen zu diesem Mann der wirklichen Tat, einer unermüdlichen Risikobereitschaft. Ralf Winkler – SIE WERDEN UNS FEHLEN. Menschen Ihrer Haltung sterben aus.