Der geniale Komponist Andreas Schulze wird nicht nur in Köln wiederentdeckt

Im Kölner Museum Ludwig hängen derzeit neun riesige Bilder, neun Verstöße gegen den guten Geschmack. Darunter: ein rotes Sofa mit Blick auf den Rhein oder eine Mauer im grauen Nachkriegsputz, auf der steht: „Er wachte auf und ging ins Bad.“ Die Gemälde sind in den vergangenen sieben Jahren entstanden, produziert hat sie Andreas Schulze, ein Schüler von Dieter Krieg. Was und wie Schulze malt, scheint durchschnittlich – Erfindungsreichtum?


Originalität? Nein. Doch genau das macht den Reiz aus. Der 53-jährige gebürtige Hannoveraner ist ein genialer Komponist: Er lässt die Fantasien des Surrealen mit ordentlich eingezäunten Idyllen zusammenprallen. Er setzt abstrakte Schnörkel in profane Landschaft. Er stellt einen altargleichen Tisch voll mit Gegenständen aus der Warenwelt in einen Vorgarten und betitelt es mit „Ich kaufe nichts“. Schulzes Malerei steht wohltuend schräg zum neokonservativen Gestus vieler seiner Leipziger Kollegen. Die bereits in den achtziger Jahren entwickelte, heute wieder erstaunlich aktuelle Mischung aus Emphase und Banalität, aus Romantik und Bürgerlichkeit macht Schulze spannend im Umfeld der deutschen Figurativen. Während überall ehrfürchtig die Konzepte der Siebziger reinszeniert werden, malt Schulze sich einen Donald-Juddähnlichen Kasten, in dem jemand eine Brille vergessen hat.

 

Demnächst richtet ihm Harald Falckenberg eine große Retrospektive in Hamburg aus. Steht die Renaissance Andreas Schulzes bevor? Wenn man Kaspar König und Harald Falckenberg so wie neulich bei einem Gesprächsabend im Museum reden hört, ist das denkbar. Von Schnoddrigkeit und Transgression war die Rede, von „positivem Infantilismus“. Der Maler saß grinsend in der Mitte und schwieg. Schulzes „Übermut, gegen das zu rebellieren, was gerade in der Kunst so ernst genommen wird“, kann die überhitzte Szene jedenfalls gerade gut gebrauchen.

 

Andreas Schulzes Gemälde sind noch bis November in

der Sammlung des Kölner Museums Ludwig zu sehen.