Douglas Gordon in Frankfurt

Dann doch mehr als Fußball

Den schottischen Multimedia-, vor allem aber Videokünstler Douglas Gordon feierten zuletzt 2007 das San Francisco Museum of Modern Art und das Kunstmuseum Wolfsburg mit vergleichbar großen Werkschauen. Eine Schnittstelle zwischen der älteren Wolfsburger und der kommenden Ausstellung im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) ist die Videoarbeit „Play Dead; Real Time“, in der Gordon die Tötung eines wild gewordenen Elefanten nachinszenierte. Inzwischen gehört das Werk zur Frankfurter Sammlung (und der des Hirshhorn Museum in Washington). Bei Gordon gibt es ja immer beides: Licht und Finsternis, Jekyll und Hyde, Gefühl und Abstumpfung. Das Elefantenvideo, in dem das Tier im Zusammenbruch einen See an Tränen vergießt, neigt eindeutig zur emotionalen Seite.

Neben Foto- und Objektinstallationen gruppieren sich um „Play Dead; Real Time“ im MMK drei jüngere Videoarbeiten des inzwischen an der Städelschule lehrenden Turner-Prize-Gewinners von 1996. Sie zeigen eine Abkehr vom fast fetischistischen Umgang mit Popkulturschätzen, etwa Hitchcock-Filmen wie „Psycho“ und „Vertigo“. Allein das von Gordon mit Philippe Parreno produzierte Zinédine-Zidane-Porträt (für das MMK ist eine neue 16-Kanal-Version entstanden) heftet sich vergleichbar zwanghaft an die Schuhe eines Idols. Ansonsten tendiert Gordon inzwischen zu offeneren Strukturen. Und er filmt, weg von der Found-Footage-Ästhetik früherer Jahre, ausschließlich selbst. Im Zweikanalvideo „Henry Rebel Drawing and Burning“ setzt der Künstler Dennis Hoppers Sohn in Szene.

Die neueste Arbeit dokumentiert die Zugreise zweier israelischer Musiker von Berlin nach Warschau, wo eine komplett in den Film übernommene Aufführung eines Mozart-Doppelkonzerts stattfindet. Dazwischen schneidet Gordon Synchronschwimmer in einem Warschauer Schwimmbad, das vor den Nazis eine Synagoge war. In der musikalischen Darbietung überlagern sich die Biografien, verwandelt und verschlüsselt sich Erlebtes in Klang. Wie immer bei Douglas Gordon lässt die Oberfläche (verstörende) Rückschlüsse auf tiefere Schichten zu.

MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 19. November 2011 bis 25. März 2012, Eröffnung: Donnerstag, 17. November 2011, 20 Uhr