Besucheransturm ungebrochen

Christos "Floating Piers" schließen

Christo hat bereits den Berliner Reichstag und die Pont Neuf in Paris verhüllt und schuf safrangelbe "Gates" im New Yorker Central Park. Sein jüngstes Werk sind schwimmende Stege in Italien. Doch bald sind die Vergangenheit

Kurz vor dem Abschluss von Christos Projekt "The Floating Piers" in Norditalien ist das Besucherinteresse ungebrochen. Auch für das letzte Wochenende werden wieder Hunderttausende am Iseo-See bei Brescia erwartet. Bis Freitagmittag besuchten bereits etwa 1,2 Millionen Menschen die schwimmenden Stege, wie der Chef der zuständigen Präfektur, Valerio Valenti, der Deutschen Presse-Agentur in Rom sagte. Allein am Donnerstag seien etwa 107.000 Menschen vor Ort gewesen, hieß es von dem zuständigen Koordinierungsbüro. Die Installation wird an diesem Sonntag (3. Juli) geschlossen.

Behördenchef Valenti zeigte sich angesichts des Ansturms mehr als zufrieden: "Die Bilanz fällt sehr, sehr positiv aus. Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg. Niemand hätte sich eine solche Menge an Besuchern vorgestellt", fügte er hinzu. Bis zum Abschluss des Projekts dürften es 1,5 Millionen Besucher werden, schätzt der Präfekt.

Allerdings kündigt sich für das Abschlusswochenende schlechteres Wetter an, was zur vorübergehenden Schließung der Installation führen könnte. Darauf machten die Projekt-Verantwortlichen vor Ort am Freitag aufmerksam. Seit dem Start vor zwei Wochen musste der Zugang zu den Stegen wegen Unwettern bereits mehrfach vorübergehend geschlossen werden.

Christo (81) und sein Team haben drei Kilometer lange Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola und von dort zu dem kleineren Eiland San Paolo verlegt. Sie sind aus 220.000 Schwimmwürfeln zusammengesetzt und mit einem leuchtend gelben Stoff bezogen - und sollen das Gefühl geben, über Wasser zu wandeln. Das Werk war zwei Wochen eröffnet worden und erlebt seitdem einen Ansturm.

Das hatte aber auch seine negativen Seiten: So bildeten sich an den Eingang zu den Stegen lange Schlangen, außerdem mussten Besucher schon jede Menge Geduld aufbringen, um den Iseo-See zu erreichen. Viele Züge waren überfüllt. Immer wieder mussten auch Zug- und Fährverbindungen unterbrochen werden.

Eigentlich war zudem vorgesehen, dass die Installation während der Nacht zugänglich ist. Weil aber gerade auf Monte Isola die Folgen des Besucherandrangs nachts beseitigt werden mussten, wurde entschieden, den Zugang zu den Stegen um 22 Uhr zu schließen und erst jeweils am folgenden Morgen wieder zu öffnen.

Präfekt Valenti räumte auch ein, dass die Infrastruktur an ihre Grenze gekommen sei. Doch das Engagement der beteiligten Behörden und Einsatzkräfte habe es ermöglicht, diese Herausforderung zu meistern. Er bedankte sich ausdrücklich auch bei den Menschen rund um den Iseo-See, "die große Höflichkeit und Gastfreundlichkeit" an den Tag gelegt hätten.

Was bleibt von Christos Werk in der Region? "Rein physisch gesehen: nichts", erläutert Valenti mit Blick auf die Pläne des Künstlers. Er hofft aber darauf, dass künftig gerade Touristen, die bislang etwa zum nahe gelegenen Gardasee gefahren seien, nun auch in seine Region kommen könnten.

Christo, der die meiste Zeit seines Lebens mit seiner 2009 gestorbenen Frau Jeanne-Claude zusammengearbeitet hat, hat auch die 15 Millionen Euro Kosten für die schwimmenden Stege wieder selbst aufgebracht - wie bereits bei seinen anderen unvergesslichen Werken, dem verhüllten Reichstag in Berlin 1995 etwa oder der verhüllten Pont Neuf in Paris 1985.