Neuerscheinung "Stilikonen unserer Zeit"

Bei einer Fürstin im Schlafzimmer

Wer viel beschäftigte Frauen besucht, muss damit rechnen, eingespannt zu werden. „Wir hatten gerade das Loft von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis betreten, und bevor wir uns auch nur einigermaßen mit der Umgebung vertraut gemacht hätten, drückte uns Ihre Durchlaucht bereits die Schlüssel in die Hand. Sie müsse gleich wieder für ein paar Stunden weg und habe jetzt noch ein paar Termine ... Könnten wir nicht einen Handwerker wegen einer Lichtinstallation und später noch ihren Architekten wegen des Bodens einlassen und beaufsichtigen? Alles klar, Durchlaucht, machen wir doch gern.“ Da saßen sie also, der Journalist Ralf Eibl und der Fotograf Wolfgang Stahr. Immerhin, das Warten hat sich gelohnt: Ließ die Hausherrin sie danach sogar in ihr Schlafzimmer, das überraschenderweise aussieht wie der Rückzugsort eines Gothic-Fans, dank einer Installation des Künstlers Jonathan Horowitz.

Für das Buch „Stilikonen unserer Zeit“ haben Eibl und Stahr noch viele andere Frauen in ihren Wohnungen besucht, berühmte und weniger berühmte, viele aus der Kreativbranche, alle mit dem Willen, ihr Heim zu gestalten. So kann man nun Ute Lemper, Katja Eichinger oder der Sammlerin Karen Boros aufs Sofa gucken – und erfährt auch gleich, von welchem Designer oder Künstler die besten Stücke ihrer Wohnungen stammen.

„Stilikonen“, so der Titel des Bandes, trifft einen Nerv: Eigentlich privater Rückzugsort, ist die Wohnung heute eine Bühne des Selbst, das sich in der Anordnung gekaufter Gegenstände darstellt. Die Fotos von Wolfgang Stahr (der regelmäßig auch in Monopol veröffentlicht) fangen die eklektischen Arrangements mit klarem Blick fürs Detail ein. Wer sich für Inneneinrichtung begeistert, wird hier fündig. Und wie Stahr die Frauen in ihrer Umgebung porträtiert, emanzipiert sich vom üblichen „Schöner wohnen“-Look: Die Diven lässt er strahlen und das Überdekorierte mit einer Portion Sympathie in Camp kippen, Eleganz entsteht aus Entspannung, und das Mondäne wird nie Klischee.

Wenn nur die Texte nicht ab und an in ein kurioses Moderedakteursdeutsch verfallen würden. „Diese Frau wird regelmäßig zu den stylishsten Exemplaren auf diesem Planeten gezählt“, heißt es über die (tatsächlich ziemlich umwerfende) Michelle Elie. „J’adore total!“ Aber so viel Stil kann einen schon mal durcheinanderbringen. Am besten man macht es wie die Autoren auf Fürstin Glorias Sofa: „Ruhe bewahren und erst mal kontemplieren."

Ralf Eibl, Wolfgang Stahr: „Stilikonen unserer Zeit“. Callwey, 192 Seiten, 39,95 Euro