Kunstmesse

Kein "Business as usual" in Miami

Die ersten Bilder von Pool-Partys und fotogener Kunst trudeln in den Social-Media-Feeds ein, trotzdem steht die Art Basel/Miami Beach ganz im Zeichen der Pandemie. Corona hat einen ungerechten Markt noch ungerechter gemacht

Die Art Basel/Miami Beach beginnt, und während die einen lustige Bilder von Partys und vom Baden im Meer posten, sitzen die anderen in ihren Hotelzimmern fest oder durften gar nicht erst anreisen: Gerecht war der Kunstmarkt noch nie, Corona macht ihn nicht gerechter.

So sind die europäischen Händler, nachdem sie noch zur Armory Show im September einem Einreiseverbot unterlagen, jetzt wieder am Start, Galeristen aus Ländern des südlichen Afrika hingegen wurde die Einreise in letzter Sekunde verweigert: Aus Sorge vor einer Verbreitung der neuen Covid-Variante Omicron haben die USA einen travel ban für Menschen aus der Region verhängt – betroffen sind unter anderen die Goodmann Gallery und Stephenson aus Südafrika.

Von "Business as usual" ist man in Miami weit entfernt, aber immerhin: 253 Galerien aus 36 Ländern sind dabei. Mehr als die Hälfte von ihnen hat Standorte auf dem amerikanischen Kontinent, führende Galerien aus Brasilien, Guatemala oder auch Mexiko werden erwartet, doch kommt der Großteil aus den USA. Viele Galerien aus dem lateinamerikanischen Raum haben ihre Teilnahme abgesagt, da sie noch immer unter den Folgen der Pandemie leiden. So ist auch auf der von Magalí Arriola kuratierten Meridians-Sektion, die spektakuläre Großprojekte versammelt, nur eine Galerie aus jener Region dabei: A Gentil Carioca aus Rio de Janeiro zeigt eine Arbeit des brasilianischen Künstlers Maxwell Alexandre.

Online-Angebot bleibt erhalten

Zu den weiteren sehenswerten Werken der Sektion gehören Todd Grays 14-teilige Wandarbeit "Sumptuous Memories of Plundering Kings", die sich mit den Folgen von Kolonialismus und Sklaverei befasst (präsentiert von der New Yorker Galerie David Lewis) oder ein sechs Meter langes Gemälde des aus Ghana stammenden Conrad Egyir (präsentiert von der Galerie Jessica Silverman aus San Francisco).

Weil für einige Händler Probleme mit der Reiseorganisation absehbar waren oder sie sich eine weniger aufwendigere Teilnahme wünschten, hat die Messe aber auch alternative Modelle entwickelt. So haben sich einige Galerien zu Gemeinschaftsständen zusammengetan. Außerdem bleibt das umfassende Online-Angebot der Messe parallel zur physischen Ausstellung bestehen. Wer also nicht nach Miami reisen kann oder darf, kann immerhin in den Online Viewing Rooms oder bei virtuellen Messerundgängen das Programm erleben – darunter auch wieder großformatige Außenskulpturen und ausgewählte Newcomer.

Über die Art Basel / Miami Beach und die Rolle von Kunstmessen in der Pandemie spricht auch Marc Glimcher von der New Yorker Pace Gallery mit Monopol. Das Interview finden Sie hier