Fotograf Filip Dujardin schafft Phantasiebauten

Architektur-Tetris

Als spielten Außerirdische Architektur-Tetris und ein besonders kniffliges Teil hätte sich auf die Erde verirrt: Da steht es nun, als brutalistischer Betonklotz, verloren und deplaziert, wie ein auf den Kopf gestelltes L. Seit 2007 arbeitet der belgische Fotograf Filip Dujardin an der Bildserie "Fictions", die jetzt erstmals als Monografie erschienen ist. Sie zeigt seltsame Gebäude, Wohnkomplexe oder ganze Stadtansichten, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen – und das sind sie auch nicht, denn keines der Bauwerke existiert wirklich.

Nach einem Kunstgeschichtsstudium mit Architekturschwerpunkt in Gent hat Dujardin (1971 ebendort geboren) Architektur an der Royal Academy of Fine Arts Gent studiert. Und obwohl man es den Bildern nicht ansieht, musste sich Dujardin auch für die Arbeit an „Fictions“ nicht groß um die Welt bewegen: Durch digitale Montagetechnik manipulierte der Architekt und Künstler seine Umwelt. „Ich entfunktionalisiere Gebäude“, sagt er selbst dazu – und kreiert irritierende Bauwerke (mal möbiusbandartig verschachtelt, mal halb in Sand versunken, mal völlig fensterlos), die er dann in unbebaute Landschaften setzt. Der entstehende Kontrast verschärft nur noch das Absurde Dujardins Architektur, wodurch sie – funktionslos und zur bloßen Skulptur geworden – in ihrer reinen Ästhetik in den Blick gerät.

Nicht nur, weil es Dujardin dabei besonders Bauwerke der Moderne – im Stil von Bauhaus oder Brutalismus, Walter Gropius oder Le Corbusier – angetan haben, wirkt seine Bildsprache klar und aufgeräumt. Meist menschenleer haben seine Fotografien dazu etwas Kühles, wirken undurchdringlich, fast abweisend. Tauchen dann aber doch einmal Menschen darin auf, zeigt sich Dujardins feinsinniger Humor: Bei dem Mann zum Beispiel, der in Trenchcoat und mit Aktentasche am Aufgang eines kubistischen Häuschens inmitten grüner Pampa steht. Wie aus der Welt gefallen, scheint er sich zu fragen, ob sein Leben schon immer eine so absurde Szene war. Blickt man nach Dujardins Fantasiebildern wieder in die eigene Realität, geht es einem kurzzeitig vielleicht genauso.

Filip Dujardin "Fictions", 120 Seiten, erscheinen im Hatje Cantz Verlag.