Auf der langen, weiten Treppe werden im Entlangschreiten Steine zu Kugeln, in den schlauchförmigen Räumen erlebt man verschiedene Stadien von vermeintlich vertrauten Dingen: In Alicja Kwades Ausstellung in der Langen Foundation bei Neuss zeigt die Berliner Bildhauerin viele Werke, die sich erst durch Bewegung erschließen.
Die Künstlerin hat einen Baumstamm abgescannt, dann aus Stein nachbilden lassen und die Rinde wie einen Teppich ausgebreitet. Man muss an Joseph Kosuths ikonisches "One and Three Chairs" von 1965 denken, wobei ein Stuhl, ein Bild von einem Stuhl und der Lexikoneintrag für "Stuhl" nebeneinander platziert wurden – der Beginn der Konzeptkunst.
Alicja Kwade geht der Substanz der Dinge noch tiefer auf den Grund. Nicht kalt durchs rationale Brennglas des Intellekts, nicht wissend welterklärend. Sondern bei aller Durchdachtheit immer auch voller Verwunderung über die eigenartige Schönheit der Dinge, die man zu kennen glaubt.
In der Langen Foundation gibt es auch eine Weiterführung ihrer großen Skulptur, die ein halbes Jahr lang auf dem Dach des New Yorker Metropolitan Museums stand: planetarische Steinkugeln, deren Umlaufbahnen sich sich mit der Skyline hinter dem Central Park kreuzten. Statt Kugeln befinden sich diesmal Findlinge in dieser unwahrscheinlichen Balance.
Die Spiegelung der Architektur von Tadao Ando in der Oberfläche des Sees wird ihr Spielplatz, die bombenfest montierten Steine beginnen in unserer Wahrnehmung zu schweben oder stürzen.