Witwe des Aldi-Erben sagt aus

"Achenbach machte Kunst schmackhaft"

Kirchner, Gerhard Richter, Picasso und teure Oldtimer: Im Betrugsprozess gegen Helge Achenbach hat die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht dem Kunstberater «Vertrauensbruch» an einem schwer kranken Menschen vorgeworfen. Achenbach habe gewusst, dass ihr Mann sehr krank war, sagte Babette Albrecht am Montag in einer mehrstündigen Befragung im Essener Landgericht. Der Kunstberater habe seinem Duzfreund trotzdem noch kurz vor dessen Tod im Herbst 2012 zwei millionenschwere Ferraris vermittelt. «Sie waren wie Hyänen», sagte die 54-Jährige über die Oldtimerhändler.

Die Staatsanwaltschaft wirft Achenbach vor, Berthold Albrecht bei 22 Kunst- und Oldtimerverkäufen um rund 23 Millionen Euro betrogen zu haben. Achenbach hat die Vorwürfe ungerechtfertigter Preisaufschläge bei Kunstdeals teilweise zugegeben. In die Details der Geschäfte war Babette Albrecht nach eigenen Angaben zu Lebzeiten ihres Mannes nicht eingeweiht. Erstmals sei sie misstrauisch geworden, als sie nach dem Tod Berthold Albrechts sehr hohe Rechnungen für Kunst- und Autoversicherungen erhalten habe.

Im Sommer 2013 habe sie im Zuge der Erbschaftssteuer-Ermittlung Gutachten in Auftrag gegeben. Der Wert der Objekte sei dabei sehr niedrig eingeschätzt worden. Sie wies Spekulationen zurück, sie habe durch eine niedrige Bewertung Steuer sparen wollen. «Ich wollte nichts verheimlichen.» Gleichzeitig habe sie im Sommer 2013 einen Anruf der Berenberg Bank erhalten, dass der Pharma-Unternehmer Christian Boehringer offenbar bei Geschäften mit Achenbach über die Kunstberatungsfirma Berenberg Art Advice betrogen worden sei. Eine Strafanzeige der Familie Albrecht hatte die Ermittlungen gegen den bekanntesten Kunstberater Deutschlands später in Gang gebracht.

Die Geschäftsbeziehung zwischen Achenbach und ihrem Mann sei auf «Vertrauensbasis» gelaufen, sagte Babette Albrecht. Es habe keinen schriftlichen Vertrag gegeben. Mündlich vereinbart worden sei eine fünfprozentige Provision auf Kunst und drei Prozent auf Oldtimer. «Das heißt, das war kein Freundschaftsdeal, sondern schon Geschäft.» Ihr verstorbener Mann habe die Rechnungen immer selbst bezahlt.

«Mir gefallen die Sachen noch heute sehr gut», sagte Babette Albrecht. Sie wolle weder die Kunstwerke noch die Oldtimer verkaufen. Von einer angeblichen Rücknahmegarantie Achenbachs habe sie erst nach dem Tod ihres Mannes erfahren.

Insgesamt hatte Achenbach 28 hochkarätige Kunstwerke innerhalb von knapp zweieinhalb Jahren an Albrecht verkauft, unter anderem Bilder von Kokoschka, Kirchner, Picasso und Gerhard Richter. In 14 Fällen soll Achenbach laut Anklage nicht abgesprochene Preisaufschläge vorgenommen haben. Achenbach sollte als Berater und Fachmann «den bestmöglichen Preis ergattern», sagte Babette Albrecht. «Wir wollten doch keinen Albrecht-Aufschlag zahlen.»

In einem parallel zum Strafprozess laufenden Zivilverfahren am Düsseldorfer Landgericht fordern die Kinder von Berthold Albrecht rund 19 Millionen Euro Schadensersatz von Achenbach. Eine richterliche Entscheidung darüber wird am Dienstag erwartet.