Hipsterbärte gestern und heute

Zwischen Natur und Rasur

Durch die Großstädte von heute ziehen Männer, die aussehen wie Holzfäller aus der Schönheitsfarm: bärtige Hipster. Doch der Bart hat so einen Bart: Das Neue Museum in Berlin beleuchtet demnächst die Kulturgeschichte des Gesichtsschmucks

Der Hipsterbart ist ein globales Phänomen – das angeblich in New York, genauer: in Brooklyn geboren wurde. Ausgerechnet, so muss man wohl sagen, denn Vollbartträger hatten hier in den Jahren nach dem 11. September zunächst nicht den allerbesten Ruf. Aber das hat sich grundlegend geändert. Hipster idealisieren insgesamt den zivilisatorischen Rückschritt. Sie bewegen sich auf Fahrrädern ohne Gangschaltung, sind tätowiert wie Schwerverbrecher und tragen Kinnbehaarungen wie unsere Urahnen.

Die Codierung des Barts allerdings ist postmodern-vieldeutig: Potente Machos tragen ihn ebenso wie Computernerds, er wird mit dem Anzug und dem Holzfällerhemd kombiniert, ist in der Hetero- wie in der Schwulenszene (Untersektion: bear movement) beliebt. Ein gewisses Moment der Unangepasstheit bleibt, aber damit könnte es bald vorbei sein: Barttransplantationen gelten als neues Geschäftsfeld, rund 6000 Dollar kostet die Operation.

Die in den Kulturen und Zeiten sich wandelnden Bartmoden und Bartbedeutungen stehen ab Dezember im Mittelpunkt der Sonderausstellung "Bart – zwischen Natur und Rasur" der Staatlichen Museen zu Berlin. Eine Vorschau in unserer Bildstrecke oben