Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Foto: dpa
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Zum Betrachten der Fotoinstallation "Waschen" von Wang Youshen können die Besucher die Fotos aus den Wasserbecken nehmen. Die Arbeit ist Teil der Ausstellung "Arbeiten in Geschichte. Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution" im Museum für Fotografie in Berlin

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bern, Dresden, Hannover, Vorpommern und Weimar

Chinesische Fotografie in Berlin
Wie wurde die chinesische Kulturrevolution ins Bild gesetzt? Und wie gehen zeitgenössische Fotografen mit diesem Erbe um? Diesen Fragen geht eine Ausstellung im Berliner Museum für Fotografie nach. Gezeigt wird die historische Bildwelt der Kulturrevolution von 1966 bis 1976, die gezielt Wandzeitungen, Film und Fotografie für ihre Massenkampagnen nutzte. Als Kontrapunkt sind nach Angaben der Veranstalter Werke von Künstlern zu sehen, die sich etwa mit den Manipulationstechniken von damals und den Hinterlassenschaften der Zeit auseinandersetzen. Die Sonderausstellung gehört zu dem deutsch-chinesischen Kulturprogramm, mit dem an die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor 45 Jahren erinnert wird. Aus Anlass der Schau gibt es im Museum einen chinesischen Teesalon. (dpa)
Museum für Fotografie, bis 7. Januar

Öffentliche Restaurierung des Gurlitt-Nachlasses
Bei der Restaurierung von Kunstwerken aus der Gurlitt-Sammlung erlaubt das Kunstmuseum Bern jetzt einen Blick hinter die Kulissen. Seit Freitag können Besucher in der Schweizer Hauptstadt Restauratorinnen durch ein Fenster in der eigens gebauten Werkstatt über die Schulter schauen. Das Museum bietet auch Führungen direkt in die Werkstatt an. Cornelius Gurlitt, Sohn eines der Kunsthändler von Adolf Hitler, hortete jahrzehntelang eine umfangreiche Sammlung, darunter Raubkunst und Werke, die die Nazis als "entartet" gebrandmarkt hatten. Die zufällige Entdeckung der Sammlung in Gurlitts Wohnungen in München und Salzburg war 2012 eine Sensation. Gurlitt starb 2014 und vermachte den Nachlass dem Kunstmuseum Bern. Die Wiederherstellung der unter anderem durch Staub, Schimmel, Kleberückstände und Knickstellen beschädigten Werke erfordert höchste Sicherheitsmaßnahmen. Ein Teil des Ateliers ist mit Plastikfolien abgeklebt. "Das Zelt hat Quarantäne-Charakter", sagte Nathalie Bäschlin, Leiterin der Konservierung und Restaurierung. Dort wird mit feinen Düsen oder Lösungsmitteln Schimmel beseitigt. Das Museum will verhindern, dass Sporen in die vorhandene Sammlung gelangen. Das Kunstmuseum hat zunächst 200 Werke in der Werkstatt, die im November ausgestellt werden sollen. Darunter sind Arbeiten von Macke, Dix, Nolde, Kirchner und Liebermann, überwiegend auf Papier. Schwerpunkt ist das Thema "entartete Kunst". Zeitgleich zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn 250 Werke aus dem teilweise mit NS-Raubkunstverdacht behafteten Sammlung. (dpa)
Kunstmuseum Bern

"Das Gesicht. Eine Spurensuche" in Dresden
Von Sokrates bis face-to-face: Lange Wimpern, glatte Haut, große blaue Augen, die Frau im Video der Künstlerin Kate Cooper ist ein Männertraum. Mit aufreizendem Blick und Augen-Klimpern öffnet sie die Lippen zu einem Lächeln und entblößt - eine weiße Zahnleiste mit Brekkies. "Sie ist ein Computerprogramm, damit werden kieferorthopädische Produkte vorgeführt", erklärt Kathrin Meyer, Kuratorin der jüngsten Ausstellung "Das Gesicht" im Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Das puppenhafte menschenähnliche Antlitz verstört zum Auftakt der  Spurensuche nach dem Gesicht und seinen Bedeutungen, die auf die Idee der Literaturwissenschaftlerin Sigrid Weigel zurückgeht. "Die Ausstellung ist ein Angebot, den eingeübten intuitiven Umgang mit dem eigenen Gesicht und denen der anderen in einen reflexiven zu verwandeln", sagt die Berliner Forscherin. Dafür wurden rund 300 kulturhistorische und wissenschaftliche Objekte, Medien und Dokumente der Alltagskultur sowie Arbeiten von 25 Künstlern wie Cindy Sherman, Gottfried Helnwein oder Andy Warhol versammelt. Es geht um natürliche Vielfalt und aktive Gestaltung von Make-up bis plastische Chirurgie, um Normen und Moden, Mimik und Ausdruck, Mienenspiele und sichtbare Emotion, aber Videoüberwachung, Selfie-Wahn und Gesichtserkennung. Exponate aus Vergangenheit und Gegenwart zeigen, dass das Scannen keine Erfindung der Neuzeit ist, von Militär, Geheimdiensten und Unternehmen vorangetrieben und die digitale Technik im Alltag angekommen ist: mit maschinenlesbarem Passbild, nach Gesichtern sortierenden Fotosammlungen oder massenhaft in sozialen Netzwerken zirkulierenden Faces bis zum bargeldlosen Zahlungsverkehr. Suchten sich Agenten der DDR-Staatssicherheit noch mit Hilfe des "Maskierungskoffers Variante Araber" zu tarnen, verschönern sich kleine Mädchen heutzutage mit dem Barbie Schmink-Laptop. Und die Ermittler im 21. Jahrhundert brauchen keine Schablonen mehr für Phantombilder, sondern klicken sich Bärte, Glatze oder Brille mit der Maus auf den Bildschirm - mit der Software Facette. "Das Thema ist vielfältig, endlos und aktueller denn je, betrifft Jeden", erklärt Kuratorin Meyer. Zwischen der Marmor-Büste des griechischen Philosophen Sokrates aus dem dritten Jahrhundert und einem "Lover's Eye" von 1800 - mit den Augenminiaturen trugen Adlige in England Bildnisse heimlicher Affären unidentifizierbar bei sich - zeugen 70 Köpfe von Schaufensterpuppen von den Idealen von Belle Epoque, Art Deco oder 20. Jahrhundert. Es gibt Wände mit computerfotografierten "Wolkengesichtern" und Gesichtsausschnitten oder ein Porträt des Rappers Tupac von Marcel Odenbach, das auch bei näherer Betrachtung überrascht. In Vitrinen und Schaukästen sind Banknoten mit dem Porträt von Queen Elizabeth II., das in Gips gegossene Lächeln von Jack Nicholson als "Joker" im "Batman"-Film oder eine Aufnahme des Sklaven Frederick Douglass zu sehen, dem meistfotografierten Nordamerikaner des 19. Jahrhunderts. Für Museumsdirektor Klaus Vogel zeigt ein Gesicht mehr als seine Oberfläche. "Es kann einen Zugang zu tieferen Schichten eines Menschen bieten - wie der Blick in einen tiefen Brunnen." Besucher können den eigenen Gesichtsausdruck scannen lassen, wie es Roboter in Supermärkten tun, um die Reaktion auf Werbung zu erkunden, Teil einer Gesichter-Datenbank werden oder sich selbst begegnen. (dpa)
Deutsches Hygiene-Museum, 19. August bis 25. Februar 2018

Emil Cimiotti in Hannover
Zu seinem 90. Geburtstag ehrt das Sprengel Museum Hannover den Künstler Emil Cimiotti mit einer Ausstellung. Gezeigt werden 15 großformatige Papierreliefs, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind. Diese gefalteten, geknickten und zerknüllten Papiere vereinen Cimiottis bildhauerische Qualität mit den farblichen und kompositorischen Möglichkeiten des Papiers, wie das Museum am Donnerstag mitteilte. Der am 19. August 1927 in Göttingen geborene Bildhauer war Teilnehmer der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel. Seine Skulpturen sind in vielen bedeutenden Museumssammlungen vertreten. In Hannover kennt man seinen Blätterbrunnen in der Innenstadt, der Cimiotti-Brunnen auf dem Theatervorplatz in Braunschweig wird nachts illuminiert. Cimiotti wurde 1963 als Gründungsprofessor an die Kunsthochschule Braunschweig berufen und unterrichtete dort bis 1992. Heute lebt er in Wolfenbüttel. Neben den 15 Papierreliefs sind in Hannover zwei Bronzeplastiken aus den frühen 90er-Jahren zu sehen. Zahlreiche Ausstellungshäuser würdigen den Bildhauer zu seinem Geburtstag in diesem Jahr. Im Kunstverein Göttingen etwa wird noch bis zum 3. September eine Einzelausstellung präsentiert. Das Georg Kolbe Museum in Berlin zeigt vom 19. November bis zum 14. Januar 2018 Cimiotti-Arbeiten. (dpa)
Sprengel Museum, bis 19. November

Gruppenschau "Flugblätter" in Vorpommern
Wie internationale Künstler gesellschaftliche Veränderungen sehen, können Besucher jetzt in der Kleinstadt Loitz (Kreis Vorpommern-Greifswald) erfahren. Rund 130 Maler, Bildhauer, Video- und Installationskünstler beteiligen sich an der Ausstellung "FLUGBLÄTTER. Athen – Kassel – Venedig – Münster – Loitz" – darunter Gereon Krebber, Halina Jaworski, Marcus Sendlinger, Markus Ambach, Pia Fries und Stefan Kürten. Organisatorin ist die Düsseldorferin Birgit Jensen, die als Gast in dem Kunsthaus weilt. Für die Sonderschau hatte jeder Künstler je eine Text- und eine Bilddatei per Mail geschickt. Jensen trug die Beiträge zusammen. "Das Netzwerk ergab eine maximale Vielstimmigkeit bei minimalem Aufwand", beschreibt sie. Ausgangspunkt war die Frage, wo sich  Künstler in der heutigen Gesellschaft sehen. Gezeigt werden Abbildungen unter anderem von Comic-Zeichnungen, Installationen, Gemälden und Videos, wobei jeder einen Text dazu verfasste. "Jeder spricht einen anderen philosophischen, sozialen, politischen oder ökologischen Aspekt an." So habe eine Künstlerin aus Argentinien sich und das ausgerissene Foto einer verschwundenen Frau aus der Zeit der Diktatur porträtiert. Ein Kölner habe bei einer Internetsuchmaschine "Lieber Gott" eingegeben und das Ergebnis gemalt. In Loitz treffen sich namhafte Vertreter der zeitgenössischen Kunstszene seit Jahren, weil die Kieler Kunstprofessorin Barbara Camilla Tucholski dies organisiert. Tucholski stammt aus der Kleinstadt. Der Verein hat das abgelegene Gelände übernommen, wo Künstler wohnen, arbeiten und ausstellen können. (dpa/monopol)
Künstler Gut Loitz, bis 30. September

Gerhard Marcks in Weimar
Mit der Ausstellung "Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis" gibt die Klassik Stiftung Weimar ihren Auftakt zum 100. Gründungsjubiläum 2019. "Gezeigt werden rund 200 Objekte von 30 Leihgebern aus Deutschland und dem Ausland" sagte der Generaldirektor der Museen, Wolfgang Holler, am Mittwoch vor Eröffnung. Der Bildhauer Gerhard Marcks (1889–1981) war einer der ersten von Bauhaus-Gründer Walter Gropius berufenen Meister in Weimar. Wie kaum ein anderer Künstler habe er die ursprüngliche Idee einer Erneuerung aller Künste durch das Handwerk vertreten. Auch nach Auflösung des Bauhauses und bis weit in die 70er-Jahre hätten er und seine Mitstreiter diese Idee über Europa hinaus verbreitet. Die Ausstellung will  mit Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken, Keramiken und Installationen einen neuen Blick auf ein Bauhaus jenseits von Industrie, Typisierung und Serienproduktion werfen. "Am frühen Bauhaus haben die Vielfalt der Ansätze versucht, geneinander zu bestehen", sagte Holler. Marcks - er leitete die Keramische Werkstatt in Dornburg - kam von der kreativ-figürlichen Traditionslinie. Dies habe er auch gegenüber Gropius vertreten. Es sei aber letztlich der Grund seines Ausscheidens aus dem Bauhaus und des Wechsels an die Burg Giebichenstein bei Halle gewesen. Marcks habe aber zeitlebens seine Position als eine wichtige des Bauhauses vertreten, sagte Holler. Die Klassik Stiftung zeige Marcks nicht von ungefähr als ersten großen Beitrag zum Jubiläum 2019, sagte Holler. Nach dem Zweiten Weltkrieg war 1958 die erste Bauhaus-Ausstellung in Weimar Gerhard Marcks gewidmet. Nun präsentiere die Stiftung in ihrer letzten großen Ausstellung vor Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums wiederum diesen außerordentlichen Künstler. Der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen, Arie Hartog, ergänzte: "Es ist wichtig, Marcks in diesem Kontext zu sehen. Man kennt ihn als figürlichen Bildhauer und die wenigstens verstehen den Bezug zum Bauhaus." In Bremen ist die Ausstellung vom 26. November bis zum 4. März 2018 zu sehen. Die Weimarer Ausstellung ist eine von drei großen Auftakt-Ausstellungen mit Dessau und Berlin, die sich gegenseitig ergänzten. Das Bauhaus-Dessau zeigt bereits die Ausstellung "Handwerk wird modern" und das Herstellen am Bauhaus. Das Bauhaus Archiv in Berlin werde mit Laszlo Moholy-Nagy und seiner innovativen Fotografie das Gegenstück zu Marcks zeigen.
Bauhaus-Museum, bis 5. November