Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Amsterdam, Baden-Baden, Bedburg-Hau ,Colmar und Neuhausen/Fildern

Zanele Muholi in Amsterdam
Seit der Documenta 13 ist die südafrikanische Fotografin Zanele Muholi in Europa bestens bekannt. Dicht an dicht hingen in der Neuen Galerie in Kassel ihre eindringlichen Porträts lesbischer Frauen. Die Serie "Faces and Phases" wurde von der Künstlerin und LGBT-Aktivistin 2006 begonnen und bis heute weitergeführt. Bilder dieser Reihe werden auch in der neuen Schau im Amsterdamer Stedelijk Museum zu sehen sein, wobei einige der Porträtierten nicht mehr am Leben sind. Homosexuelle und Transgender-Personen leben in den Townships Südafrikas gefährlich. In den Medien beherrscht das Bild von Gewaltopfern die Berichte über diesen Teil der schwarzen Bevölkerung des Landes; Muholi will es überschreiben, indem sie positive Bilder der Minderheit entwirft. Ihre Fotos, sagt die Künstlerin, seien zugleich "ein visuelles Statement und ein Archiv, eine Chronik, eine Landkarte, und sie zeigen eine sonst überwiegend unsichtbare Gemeinschaft". Muholi wurde 1972 im Township Umlazi geboren, ein Jahr bevor die Siedlung zum regulären Stadtteil von Durban erklärt wurde. Ihre Fotoausbildung schloss sie 2003 ab, beim Market Photo Workshop in Johannesburg, einer von David Goldblatt 1989 gegründeten Schule. Zur "visuellen Aktivistin", wie sich Muholi heute nennt, wurde sie mit ihrer Serie "Only Half the Picture" von 2006, in der sie vor allem lesbische Liebe, aber auch die Narben homophober Übergriffe ins Licht rückte. Für ihre jüngste, 2015 begonnene Reihe "Somnyama Ngonyama" (Es lebe die schwarze Löwin) fotografierte Muholi sich ausschließlich selbst. In ausgefallenen Posen und dramatischer Lichtgebung erkundet die Künstlerin dort Spielarten der "Blackness". Die Apartheid ist Geschichte, die Homophobie wohl lange noch nicht.
"Zanele Muholi", Stedelijk Museum Amsterdam, 8. Juli bis 15. Oktober, Eröffnung: Freitag, 7. Juli, 20 Uhr

Rodney Graham in Baden-Baden
Das Museum Frieder Burda widmet sich regelmäßig der aktuellen Fotokunst. Dramatische Szenen wie die von Gregory Crewdson oder gigantischer Ernst von Andreas Gursky waren hier zu sehen. Jetzt kommt der Kanadier Rodney Graham mit seinem Humor, seiner Leichtigkeit und seinem Sinn fürs Peinliche und Doofe und ist dabei nicht mal Fotokünstler. Es wird die bisher größte Übersichtsschau von Grahams Fotoleuchtkästen, die der Künstler seit dem Jahr 2000 macht. Darin nimmt er selbst verschiedene Rollen an, als Dandy, Cowboy oder Intellektueller. In Posen, die immer ganz knapp übertrieben sind, hält er als "Newspaper Man" auf einer Parkbank die Zeitung theatralisch vors Gesicht, oder er steht grimmig als Punk an einem öffentlichen Fernsprecher – zwei ausrangierte Modelle, die wissen, dass es vorbei ist. Im Erdgeschoss wird ein neues monumentales Triptychon zu sehen sein, in dem Graham einen Antiquar verkörpert, der inmitten seiner Kuriositäten eingeschlafen ist. Absolutes Lieblingsmotiv ist aber immer noch ein todernst dreinblickender Graham mit gelehrter Brille vor Bücherregal, mit wildem Haar und verkniffenem Mund. Titel: "Canadian Humourist."
"Rodney Graham: Lightboxes", Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 8. Juli bis 26. November

Tea Mäkipää in Bedburg-Hau
Die finnische Künstlerin Tea Mäkipää lässt Wohnhäuser wie Atlantis im Wasser versinken und baut unheimliche Ladenstraßen. Erstmals ist in Deutschland eine umfassende Werkschau Mäkipääs im Museum Schloss Moyland am Niederrhein zu sehen. "Early Harvest" - "Frühernte", heißt die Ausstellung mit spektakulären Installationen. Die 44-jährige Mäkipää konfrontiere den Betrachter ihrer Kunst direkt mit den Folgen von Umweltzerstörung, ungebremstem Konsum und ungezügelter Globalisierung, sagte Museumsleiterin Bettina Paust am Donnerstag. Mäkipääs Themen seien von einer subversiven Ironie durchsetzt, aber dennoch "bitterernst". So hat Mäkipää in ihre eigens für die Ausstellung entstandene "Ladenstraße" mit Geldwäschesalon und Luxushotel auch eine alte Haustür eingebaut. Auf den Klingelschildern stehen illustre und zweifelhafte Namen: Assad, Trump, Erdogan, Putin. (dpa)
Museum Schloss Moyland, 9. Juli bis 19. November. Eröffnung 8. Juli, 18 Uhr

Alexander Rodtschenko in Colmar
Mitbegründer des Konstruktivismus, Pionier der Fotografie des 20. Jahrhunderts: Alexander Rodtschenko (1891–1956) war einer der vielseitigsten Künstler der russischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit über 100 Werken gibt das Museum Unterlinden in Colmar ab diesem Samstag einen Einblick in den Schaffensprozess des Kunstrevolutionärs, der als Maler, Bildhauer, Designer und Fotograf neue Wege beschritten hat. Die Ausstellung illustriert, wie für den experimentierfreudigen Künstler die Linie in den verschiedensten Bereichen zum Werkzeug seines konstruktivistischen Ansatzes wurde, mit dem er Raum und Bewegung darstellte. Gezeigt werden seine abstrakten Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle sowie seine Raumkonstruktionen, Fotografien, Architekturprojekte und Arbeiten aus Werbung, Design und Buchgestaltungen. Die Exponate stammen aus der Sammlung des Puschkin-Museums in Moskau. (dpa)
Museum Unterlinden, 8. Juli bis 2. Oktober

Erwin Wurm in Duisburg
Der Österreicher Erwin Wurm gehört zu den bedeutendsten Bildhauern weltweit - die Duisburger Museen Lehmbruck und Küppersmühle widmen ihm ab Freitag (7. Juli) eine große Ausstellung. Unter den rund 250 Exponaten sind unter anderem die für Wurm typischen Ein-Minuten-Skulpturen: Die Betrachter müssen sie nach schriftlichen Anweisungen des Künstlers selbst realisieren, etwa indem sie zu zweit einen Pullover anziehen oder einen Stift zwischen Kopf und Wand einklemmen und dabei an einen Philosophen denken. Der für beißende künstlerische Kommentare bekannte Wurm (62) hat für die Duisburger Doppelschau aber auch ganz neue Arbeiten geschaffen. So gibt es im Lehmbruck Museum die begehbare Installation "Land der Berge" aus Bronze und Müll. Das Museum Küppersmühle zeigt einen rund 90 Meter langen grellgrünen Strickpullover. (dpa)
"Erwin Wurm", Museum Lehmbruck (bis 29. Oktober) und Museum Küppersmühle (bis 3. September), Duisburg

Christian Falsnaes in Neuhausen/Fildern
Die Werke des dänischen Künstlers Christian Falsnaes treten mit den Zuschauern in Kontakt, indem sie Handlungsanweisungen geben. Im Rahmen des Kunsterlebnisses werden dabei soziale Experimente durchgeführt und kollektive Konstellationen ausprobiert. Als Teil des Veranstaltungsprogramms "On the Move", mit dem die Kunsthalle Mannheim bis zur Eröffnung des Neubaus im Dezember auf Tour geht, eröffnet Falsnaes am Samstag, den 8. Juli, mit einer Performance seine Ausstellung "Video Artist" in einer ehemaligen Jesuitenkirche in Fildern, wo der Kunstverein Neuhausen beheimatet ist. Im Innenraum des Kunstvereins wird der Künstler eine Trennwand installieren und so das Publikum aufteilen. Der Künstler selbst nimmt die Rolle des Choreographen und Animateurs ein und lässt die Anwesenden zu Akteuren seiner Kunst werden. So wird er das Publikum in Fildern anleiten, Scheren, Tacker und drei große Rahmen zum Bespannen zu benutzen. Ein Video der Performance wird im Anschluss in der Ausstellung als Projektion zu sehen sein sowie die gemeinsam geschaffenen Kunstwerke.
"Christian Falsnaes: Video Artist", im Rahmen von "On the Move", Kunstverein Neuhausen, Fildern, 8. bis 30. Juli, Ausstellungseröffnung mit Performance am Samstag, den 8. Juli, ab 19.30 Uhr