Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, Britta Schlier
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, Britta Schlier

Installationsansicht "Kunst ins Leben! Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er Jahre", Museum Ludwig, Köln 2017

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Herford, Köln, Leipzig, München, Riegel, San Francisco und Stade

"Die Erfindung der Pressefotografie" in Berlin
Ferne Länder und aufregende Filmstars - mit ihren Fotos erreichte die "Berliner Illustrierte Zeitung" ("BIZ") in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Millionenpublikum - und revolutionierte den Journalismus. Ende der 30er Jahre verkaufte das Blatt fast zwei Millionen Exemplare, die "BIZ"-Reporter waren weltweit unterwegs, in Berlin baute der Ullstein-Verlag damit eines der bedeutendesten Bildarchive auf. Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin zeigt rund 340 Bilder aus dem Ullstein- Archiv (hier geht es zu einer Auwahl von Bildern). Mit historischen Originalabzügen zeichnet die "Die Erfindung der Pressefotografie" die Entstehung des Berufs des Fotoreporters und Ullsteins publizistische Macht nach, wie das DHM mitteilte. Unter dem Namen Ullstein Bild bewahrt das Archiv, das zum Medienhaus Axel Springer gehört, heute rund 3,5 Millionen Fotos auf. (dpa)
"Die Erfindung der Pressefotografie", Deutsches Historisches Museum (DHM), Berlin, bis 31. Oktober

Alexandra Pirici in Düsseldorf
Im Rahmen des Theaterfestivals "Impulse" hat die rumänische Künstlerin und Choreografin Alexandra Pirici eine performative Aktion erarbeitet, in der sie sich mit der Wirkung von Bildern auseinandersetzt. "Delicate Instruments of Engagement", so der Titel der über den gesamten Festivalzeitraum laufenden Installation in der Kunsthalle Düsseldorf, versammelt eine subjektive Auswahl von Bildern, Situationen, politischen Reden, Memes, wichtigen popkulturellen Ereignissen, anhand derer sich eine Geschichte von Kunst und Politik der Moderne erzählen lässt. Verkörpert von fünf Performern soll ein virtueller Ausstellungsraum im Ausstellungsraum entstehen. "Ich interessiere mich dafür, wie sich Denkmäler und Kunstwerke kommentieren oder transformieren lassen", sagt die 34-jährige Pirici über ihre Arbeit. Sie gehört zu den gefragtesten Performancekünstlerinnen unserer Zeit: 2013 bespielte sie den rumänischen Pavillon auf der Venedig-Biennale, indem sie ikonische Werke vergangener Biennalen nachstellte. Auf der Manifesta 2014 in Sankt Petersburg überprüfte sie mit Interventionen vor monumentalen Statuen die Wirkung von Machtsymbolen im öffentlichen Raum.
"Alexandra Pirici: Delicate Instruments of Engagement", Kunsthalle Düsseldorf, 24. & 25. Juni sowie 29. Juni bis 1. Juli, Übersicht der Uhrzeiten hier

Schau zum 200-jährigen Jubiläum des Hamburger Kunstvereins
Zum 200-jährigen Jubiläum des Hamburger Kunstvereins zeigt die Hamburger Kunsthalle ausgewählte Werke zur Geschichte eines der ältesten Kunstvereine in Deutschland. So sind bis zum 10. September überraschende Begegnungen mit Publikumslieblingen wie Caspar David Friedrichs berühmtem Gemälde "Das Eismeer" (1823/24) zu erleben, das 1826 auf der ersten Ausstellung des Kunstvereins zu sehen war. Sowohl der Kunstverein als auch die Kunsthalle wurden von Hamburger Bürgern gegründet, um eine Öffentlichkeit für die Kunst zu schaffen. (dpa)
"Die Kunst ist öffentlich. Vom Kunstverein zur Kunsthalle", Hamburger Kunsthalle, bis 10. September

Künstlerinnen aus dem arabisch-persischen Raum in Herford
Das Museum Marta in Herford zeigt in einer neuen Ausstellung Künstlerinnen aus dem arabisch-persischen Raum. "Die zentralen Themen der Ausstellung sind Verlust, Erinnerung, Zerstörung und Vergessen", sagte Roland Nachtigäller, künstlerischer Leiter des Museums, am Donnerstag in Herford. Zu sehen sind rund 70 Werke von neun Frauen, die in so unterschiedlichen Ländern wie Jordanien, Algerien, Libanon oder Iran geboren sind. Zum Teil leben sie heute im Westen. Unter den Werken sind Fotografien, Videos und Installationen. (dpa)
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Zwischen Zonen. Künstlerinnen aus dem arabisch-persischen Raum", Museum Marta, Herford, 24. Juni bis 24. September

Wolfgang Hahn in Köln
Am 23. Mai 1964 gab der Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museums in Köln, Wolfgang Hahn, ein großes Abendessen. Alle Gäste waren gebeten, ihr eigenes Geschirr mitzubringen. Als sie fertig waren, klebte der Künstler Daniel Spoerri - Begründer der "Eat Art" - das Geschirr samt Essensresten auf der Tischplatte fest, schraubte ihn ab, kippte ihn - und hatte ein Bild. "Hahns Abendmahl" hängt jetzt in einer Ausstellung über Wolfgang Hahn im Kölner Museum Ludwig. Die unterschiedlichen Teller in verschiedensten Farben lassen die Tischplatte aus einiger Distanz wie ein abstraktes Kunstwerk erscheinen. Zusätzlich interessant sind die vielen Aschenbecher - fast jeder Teilnehmer rauchte. Wolfgang Hahn (1924-1987) war eine der wichtigsten Figuren der deutschen Kunstszene in den 60er Jahren. Dabei bewahrte er sich immer eine kritische Distanz - mit fast allen Künstlern blieb er per Sie. Auch sein korrektes Aussehen stand in einem auffälligen Gegensatz zu vielen Kunstschaffenden der wilden 60er. Sein Gehalt verwendete er für den Ankauf von Kunstwerken und baute so eine große Sammlung auf, die 1978 nach Österreich ging. Sie befindet sich heute im Mumok (Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig) in Wien. "Wolfgang Hahn ist jemand, der immer noch unterschätzt wird", sagte der Direktor des Museums Ludwig, Yilmaz Dziewior. Die Ausstellung zeige nebenbei auch, dass das Köln der 60er Jahre ganz anders ausgesehen habe als heute: "Es war noch viel zerbombter, als man sich das heute vorstellt." Diesen öffentlichen Raum hätten sich die damaligen Künstler mit allen möglichen Aktionen erschlossen, und Hahn sei dabei immer mittendrin gewesen. (dpa)
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Kunst ins Leben! Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er Jahre", Museum Ludwig, Köln, 24. Juni bis 24. September, Eröffnung: 23. Juni, 19 Uhr

Aktuelles Raddesign in Leipzig
Das Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig zeigt in einer neuen Ausstellung aktuelles Fahrraddesign. Die Schau "Bikes! Das Fahrrad neu erfinden" umfasst rund 70 stylishe Räder - vom Laufrad für die Kleinsten über Fat Bikes mit dicken Reifen bis hin zu Rennrädern mit innovativer Technik (eine Auswahl der Räder ist hier zu sehen). Den Anlass für die Schau in dem Kunst- und Designmuseum gab die Frage, wie urbane Mobilität in Zukunft aussehen kann und soll, wie Direktor Olaf Thormann sagte. Es sei ein Thema, das viele Menschen beschäftige. Damit sei es auch geeignet, neue Besuchergruppen für das Museum zu erschließen. (dpa)
"Bikes! Das Fahrrad neu erfinden", Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, bis 1. Oktober

Kunstareal-Fest und Orchesterperformance von Ari Benjamin Meyers in München
Das renommierte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wird am Sonntag Teil einer Kunstinstallation. Der New Yorker Künstler Ari Benjamin Meyers inszeniert in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München seine Komposition "Symphony 80". Die Musiker werden sich im ganzen Haus verteilen, jeder für sich musizieren und nach einer Choreographie durch die Räume bewegen - für die Besucher ein ständig wechselndes Zusammenspiel von Instrumenten und Stimmen. Meyers will damit die Maschinerie hinter einem Orchester offenlegen, ebenso die Arbeit und die Abstimmung, die für ein perfektes Klangerlebnis notwendig sind. Die vierstündige Aktion beginnt am 25. Juni um 16.00 Uhr. "So ein Orchester ist wirklich ein einzigartiges Konstrukt", sagt der Künstler. Die Besucher könnten auf ihrem Weg durch die Ausstellungsräume gleichsam durch das Orchester laufen, das unter Leitung von Mariss Jansons zu den berühmtesten Münchner Ensembles zählt. Vier Stunden dauert die Performance. Dabei können die Zuschauer jederzeit einsteigen. Meyers studierte Komposition und Dirigieren, unter anderem an der Juilliard School in New York. Er beteiligte sich unter anderem an der Documenta 13 in Kassel oder der Biennale in Venedig. Derzeit lebt er in Berlin. "Symphony 80" ist Teil des 3. Kunstareal-Festes am kommenden Wochenende, an dem sich 32 Museen, Galerien und Institutionen beteiligen wie die Pinakotheken, das NS-Dokumentationszentrum, das Museum Brandhorst oder die Hochschule für Fernsehen und Film. Bei freiem Eintritt können die Besucher an beiden Tagen zwischen mehr als 130 Veranstaltungen wählen wie Führungen, Workshops, Gesprächsrunden oder Lesungen. (dpa)
3. Kunstareal-Fest, München, 24. und 25. Juni

Alfred Hrdlicka in München
Der Radierzyklus "Wie ein Totentanz - Die Ereignisse des 20. Juli 1944" des Wiener Künstlers Alfred Hrdlicka ist ab Donnerstag im NS-Dokumentationszentrum in München zu sehen. Im Zentrum steht das gescheiterte Attentat der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Die Bildfolge gehöre zu den eindringlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, teilte das Museum am Mittwoch in München mit. Die Ausstellung läuft dort bis zum 27. August. Die 53 Radierungen entstanden 1974 und spannen einen Bogen vom preußischen Militarismus im 18. Jahrhundert über den Nazi-Terror bis zu den Anfängen der chilenischen Militärdiktatur in den 1970er Jahren. Viele der ausgestellten Werke zeigen drastische Gewalt. Menschen werden brutal gefoltert oder ermordet. Der österreichische Bildhauer und Grafiker Hrdlicka (1928-2009) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Realismus in der Bildhauer-Kunst, der auch immer wieder aneckte mit seinen Werken. Er hat sich intensiv mit Themen wie Krieg, Unterdrückung, Rebellion und Faschismus beschäftigt. So schuf er ein Mahnmal für die verfolgten Wiener Juden oder den "Plötzenseer Totentanz" für das evangelische Gemeindezentrum in Plötzensee, wo die Nazis im dortigen Gefängnis fast 3000 Menschen hinrichteten. (dpa)
"Wie ein Totentanz - Die Ereignisse des 20. Juli 1944", NS-Dokumentationszentrum, München, bis 27. August

"Something Fantastic" in München
"'Do Things' ist eine stete Sammlung von Sachen, die a) von Something Fantastic gemacht sind, b) schön sind, c) in Rio de Janeiro gefunden wurden, d) Teil des akademischen Kanons sind, e) kopiert sind, f) von Borges stammen, g) noch keinen Namen haben, h) nicht gestaltet aussehen, i) in sich Ideen für eine bessere Zukunft tragen, j) einfach sind, k) inspirieren." Der BNKR in München lädt zu einer facettenreichen Auseinandersetzung des Berliner Architekturbüros Something Fantastic mit der Welt ein. Nach ihrem eigenen Manifest vorgehend, haben sie Fotoprints, Fototapeten, digitale Bilder und Objekte zusammengestellt, die ihre Wahrnehmung des Schönen zeigen. Dabei entstand eine philosophische und ideenreiche Schau, die ihren Blick in die Zukunft richtet. 
"Do Things", BNKR München, bis 29. Oktober (Sommerpause vom 1. bis 31. August)

Frauenbilder von Pablo Picasso in Riegel bei Freiburg
Die Kunsthalle Messmer in Riegel bei Freiburg zeigt in einer neuen Ausstellung Frauenbilder von Pablo Picasso. Die Schau widme sich den Frauen im Leben des Malers, die Modell standen und auch selbst künstlerisch aktiv waren, sagte Museumschef Jürgen A. Messmer. Sie zeige nicht nur Bilder von Picasso, sondern erstmals auch Werke der mit ihm verbundenen Frauen. Zu ihnen gehören Françoise Gilot, Dora Maar, Sylvette David und Fernande Olivier. Picasso (1881-1973) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. (dpa)
"Picasso und die Frauen", Kunsthalle Messmer, Riegel bei Freiburg, 24. Juni bis 12. November

Edvard Munch in San Francisco
Das San Francisco Museum of Modern Art widmet Edvard Munch (1863–1944) eine große Schau. Bis zum 9. Oktober werden zahlreiche Werke des norwegischen Malers in der US-amerikanischen Westküstenmetropole ausgestellt. Die Schau "Edvard Munch: Between the Clock and the Bed" umfasst rund 45 Gemälde aus seiner Schaffenszeit von 1880 bis in die 1940er Jahre. Kernstück ist Munchs letztes großes Selbstbildnis "Zwischen Uhr und Bett", das er kurz vor seinem Tod fertigstellte. Munch, der 1893 sein berühmtes Bild "Der Schrei" malte, widmete sich häufig Themen wie Verzweiflung, Krankheit und Tod. Die Ausstellung werfe ein besonderes Augenmerk auf das Spätwerk des Künstlers, teilte das Museum mit. Gezeigt werden auch sieben Gemälde, die noch nie in den USA ausgestellt wurden. Dazu zählen "Pubertät" (1894) und "Asche" (1925). Ein weiteres Highlight ist das Bild "Verzweiflung" (1892) von einem Mann auf einer Brücke, ein Vorläufer des expressionistischen Meisterwerks "Der Schrei". Erst zum zweiten Mal wird die Leihgabe des Stockholmer Museums Thielska galleriet außerhalb Europas gezeigt. Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Metropolitan Museum of Art in New York und dem Munch-Museum in Oslo. Ab November 2017 wird die Ausstellung in New York gezeigt, ab Mai 2018 in Oslo. (dpa)
"Edvard Munch: Between the Clock and the Bed", San Francisco Museum of Modern Art, 24. Juni bis 9. Oktober

Bilder von Wolfgang Herrndorf in Stade
Wolfgang Herrndorf ist vor allem durch seinen Roman "Tschick" bekannt. Doch der 2013 gestorbene Schriftsteller arbeitete auch als Maler und Zeichner. Die Ausstellung "Das unbekannte Kapitel. Wolfgang Herrndorfs Bilder" im Kunsthaus des niedersächsischen Stade soll das nun ändern. Dabei werden von diesem Samstag (24. Juni) an mehr als 140 Arbeiten wie Porträts, Landschaftsbilder und Karikaturen präsentiert, wie die Sprecherin des Museums mitteilte. Die Werke stammen größtenteils aus dem Nachlass, zudem werden Leihgaben aus privaten Sammlungen gezeigt. Die Schau ist bis zum 3. Oktober geöffnet. Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren und studierte Kunst in Nürnberg. Später zog er nach Berlin, wo er unter anderem für das Satiremagazin "Titanic" zeichnete. "Es ist Herrndorfs unbestechlicher Blick gewesen, der die Schönheit der Natur, aber auch die Skurrilität des Lebens und die bizarren Facetten der menschlichen Gesellschaft aufdeckte", heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. Einem großen Publikum wurde der Künstler durch seine 2010 veröffentlichte komisch-traurige Abenteurergeschichte "Tschick" bekannt. Das Werk wurde auf Theaterbühnen aufgeführt und von Regisseur Fatih Akin verfilmt. Im Erscheinungsjahr des Bestsellers stellten Ärzte bei Herrndorf einen unheilbaren Hirntumor fest, 2013 nahm er sich nach langem Kampf gegen die Krankheit im Alter von 48 Jahren das Leben. (dpa)
"Das unbekannte Kapitel. Wolfgang Herrndorfs Bilder", Kunsthaus, Stade, 24. Juni bis 3. Oktober

Hände hoch - Fotografenikone Walter Schels in Stuttgart 
Die von Angela Merkel haben nichts Besonderes, die von Helmut Schmidt wirken ungewöhnlich breit und Campinos fast weiblich - Fotoikone Walter Schels (81) zeigt seine "Hände"-Bilder in Stuttgart. Bei etlichen Prominenten hat der in Hamburg lebende Künstler in den vergangenen Jahrzehnten die "Hände hoch"-Bitte gestellt, um sie mit ihren Händen rechts und links vom Kopf abzulichten. Luis Trenker machte mit, Beate Uhse und der Dalai Lama auch. Gut 20 dieser ungewöhnlichen Porträts sind zu sehen. (dpa/lsw)
"BFF-Photoweeks", Haus der Wirtschaft, Stuttgart, 23. Juni bis 7. Juli