Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Barcelona, Dresden, München, New York, Nürnberg, Paris, Prag und Wiesbaden

Schau zur Geschichte der Installationskunst in Berlin
"Moving is in every direction", Bewegung gibt es in jede Richtung - unter diesem Titel geht das Berliner Gegenwartsmuseum Hamburger Bahnhof der Geschichte der Installationskunst von den 60er Jahren bis heute nach. Auf rund 3500 Quadratmetern sind mehr als zwei Dutzend raumgreifende Arbeiten zu sehen, unter anderem von Altmeister Joseph Beuys, aber auch von Dan Flavin, Barbara Bloom, Thomas Schütte, Isa Genzken, Wolfgang Tillmans, Pipilotti Rist und Bruce Nauman. "Unser Auswahlkriterium war die Frage nach dem erzählerischen Potenzial von Installationen", sagte Kuratorin Gabriele Knapstein am Donnerstag vor der Ausstellungseröffnung. Die Schau aus den Beständen der Nationalgalerie mit ausgewählten Leihgaben läuft bis zum 17. September. (dpa)
"Moving is in every direction", Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 17. September

Pablo Picasso in Barcelona
Porträts hatten in der Kunst von Pablo Picasso einen hohen Stellenwert. Eine große Ausstellung im Museu Picasso in Barcelona, die am Freitag eröffnet wird, vereint nun 80 meisterhafte Bilder des weltberühmten Spaniers (1881-1973). Als Modelle dienten ihm größtenteils Verwandte, Freunde und Geliebte, darunter seine Muse Dora Maar, der Komponist Igor Strawinsky und der Schriftsteller Jean Cocteau. Picasso experimentierte dabei nicht nur mit dem Kubismus, für den er heute so bekannt ist, sondern mit verschiedenen Stilen und Techniken. So finden sich auch Karikaturen unter den Porträts. "Picassos Motive waren fast immer persönliche Freunde oder Menschen, die seiner Familie nahestanden", heißt es auf der Webseite des Museums. "Da er kaum ein Porträt auf Kommission malte, fühlte sich Picasso frei, seine Modelle so darzustellen und zu interpretieren, wie es ihm beliebte." Die von Elizabeth Cowling kuratierte Schau "Picasso Porträts", die bis zum 25. Juni geöffnet bleibt, entstand in Zusammenarbeit mit der National Portrait Gallery in London, in der sie von Oktober bis Februar bereits zu sehen war. Die Werke stammen aus zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen. Es handelt sich um die erste große Ausstellung mit dem Fokus auf Picassos Porträts seit über 20 Jahren: Zuletzt hatten das Museum of Modern Art in New York und das Grand Palais in Paris 1996 eine vergleichbare Schau präsentiert. (dpa)
"Picasso Porträts", Museu Picasso, Barcelona, bis 25. Juni

Plakatkunst in Dresden
Scorsese, Polański, Allen: Eine Auswahl der renommierten Filmplakate des polnischen Künstlers Andrzej Pągowski sind ab Freitag unter dem Titel "Plakat = Kunst" im Kraszewski-Museum Dresden zu sehen. Die 50 Werke wurden aus Sammlung des Museums für Kinematografie Łódź ausgewählt, wie die Kuratoren am Donnerstag mitteilten. Dazu gehören unter anderem Auftragswerke für Regisseure wie Miloš Forman, Ettore Scola, Martin Scorsese, Ingmar Bergman und Roman Polański. Die Schau bietet einen Querschnitt des Schaffens von Pagowski, der Film- und Kunstgeschichte schrieb und der laut Regisseur Andrzej Wajda seinesgleichen sucht. Pągowski studierte bis 1978 an der Universität der Künste Poznań bei Waldemar Świerzy, Mitbegründer der Polnischen Schule der Plakatkunst. Schon seine ersten Arbeiten warben für Filme polnischer Regisseure wie Krzysztof Kieślowski und Wajda. Er gestaltete zudem Plakate für Theater, Musik oder Zirkus, später auch für Ausstellungen, Festivals und ausländische Regisseure. (dpa)
"Andrzej Pągowski: Plakat = Kunst", Kraszewski-Museum, Dresden, bis 12. Juni

Herlinde Koelbl in München
Flüchtlinge, barfuß bei der Ankunft, beim Kochen, beim Beten, beim Laden ihrer Handys. Mit Fotografien von Migranten in italienischen, griechischen und deutschen Camps hat Herlinde Koelbl für die Ausstellung "Refugees - Eine Herausforderung für Europa" Zeitgeschichte dokumentiert. Die Schau ist nach Stationen unter anderem in Nancy und Berlin im Literaturhaus in München zu sehen. Sie habe zeigen wollen, wie es nach der Ankunft für die Menschen weitergeht, wenn die Bilder der dramatischen Flucht zurücktreten, sagte Koelbl am Donnerstag zur Eröffnung der Ausstellung. Wochenlang spürte die international bekannte Fotografin in Lagern in Sizilien, auf Lesbos, in Idomeni an der Grenze zu Mazedonien, aber auch in Berlin und Donauwörth den Schicksalen der Menschen nach. Der Europarat hatte Koelbl zum Weltflüchtlingstag mit dem Projekt beauftragt. Die Schau soll ab Oktober in den Räumen der Vereinten Nationen in New York gezeigt werden. Für das Literaturhaus hat Koelbl selbst einen Audioguide zur Ausstellung aufgenommen, in dem sie ihre Erfahrungen bei der Aufnahme der Bilder schildert. (dpa)
"Herlinde Koelbl: Refugees - Eine Herausforderung für Europa", Literaturhaus München, bis 7. Mai

Whitney-Biennale in New York
Eine Überblicksschau zur zeitgenössischen amerikanischen Kunst kommt an der politischen Situation nie ganz vorbei, erst recht nicht, wenn der Präsident Donald Trump heißt: "Es liegt eine große Angst und Anspannung in der Luft, die unser Denken, die Art, wie wir arbeiten und miteinander umgehen, beeinflusst", sagt Mia Locks, die zusammen mit Christopher Y. Lew die kommende Whitney-Biennale kuratiert. Schon der Wahlkampf habe die Vorbereitungen zu der Ausstellung beeinflusst, so Locks, allein auf Aktivismus wolle man aber nicht setzen: 73 Künstler wurden ausgewählt, um unter dem Leitthema "Der Platz des Individuums in einer turbulenten Gesellschaft" soziale und ethische Fragen zu diskutieren.
Whitney-Biennale, 17. März bis 11. Juni

Boris Lurie in Nürnberg
Leichenberge aus Konzentrationslagern kombiniert mit Bildern von Pin-Ups: Der US-amerikanische Künstler Boris Lurie (1924-2008) wollte mit seinen Werken provozieren und aufrütteln. Mit einem deutlichen "No" wehrte er sich auch auf vielen seiner Bilder gegen Imperialismus, Heuchelei und Kommerz. Das Neue Museum in Nürnberg zeigt nun das Werk des Künstlers jüdischer Abstammung, das bislang vor allem in Dokumentations- und Gedenkstätten oder jüdischen Museen zu sehen war. Boris Lurie und seine Gefährten hätten sich als Gegenpol zur Popkunst und zum abstrakten Expressionismus gesehen, sagte Museums-Chefin Eva Kraus am Donnerstag. "Wenn Kunst, dann politisch relevant", habe Lurie stets gesagt, ergänzte Kurator Thomas Heyden. (dpa)
"Boris Lurie: Anti-Pop", Neues Museum, Nürnberg, bis 18. Juni

Auguste Rodin und Anselm Kiefer in Paris
Unter dem Titel "Kiefer - Rodin" startet Paris in das Jubiläumsjahr zur Erinnerung an den 100. Todestag des französischen Bildhauers und Zeichners Auguste Rodin. Die Ausstellung stellt die Werke des am 17. November 1917 bei Paris gestorbenen Künstlers den Arbeiten des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer gegenüber. Bei der Werkschau im Rodin-Museum in Paris geht es nicht darum, formelle Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, sondern die Parallelen in ihrem Kreativprozess zu illustrieren. Beide seien Experimentier-Künstler und Erforscher neuer Wege, erklärte die Kuratorin Véronique Mattiussi. Beide hätten sehr persönliche Universen geschaffen. Die mehr als 50 Exponate sind bis zum 22. Oktober zu sehen. Das Jubiläumsjahr wird weltweit mit zahlreichen Ausstellungen und Kolloquien gefeiert. (dpa)
"Kiefer - Rodin", Musée Rodin, Paris, bis 22. Oktober

Ai Weiwei in Prag
Den chinesischen Konzeptkünstler Ai Weiwei lässt das Schicksal der Mittelmeer-Flüchtlinge nicht mehr los. In Prag präsentierte der 59-Jährige am Donnerstag sein bisher größtes Werk zu dem Thema: Ein 70 Meter langes Schlauchboot, auf dem 258 überlebensgroße, aufblasbare Figuren von Schutzsuchenden sitzen. Die dunkle Installation schwebt an Drahtseilen im Raum. "Können wir denn wirklich unseren Lebensstil in Europa weiterführen und diese Situation ignorieren", fragte Ai Weiwei in Prag. Europa trage eine große Verantwortung, denn es sei bisher keine Lösung in Sicht. Das monumentale Schlauchboot ist Teil der Ausstellung "Law of the journey" (Gesetz der Fahrt), die bis zum 7. Januar 2018 in der tschechischen Nationalgalerie zu sehen ist. Allein in diesem Jahr starben nach Angaben der Migrationsorganisation IOM 525 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer; im vorigen Jahr waren es mehr als 5000. "Das ist sowohl eine Tragödie als auch ein Verbrechen", sagte Ai Weiwei. Der prominente Kritiker des Regimes in Peking pendelt zwischen Ateliers in Berlin und Peking. (dpa)
"Ai Weiwei: Law of the journey", Tschechische Nationalgalerie, Prag, bis 7. Januar

Richard Serra in Wiesbaden
Der diesjährige Alexej-von-Jawlensky-Preis – der berühmte deutsch-russische Maler verlebte seine letzten 20 Lebensjahre in Wiesbaden – geht an den großen US-Bildhauer Richard Serra. Die dazugehörige Ausstellung im Museum Wiesbaden konzentriert sich auf die frühen Arbeiten des 1939 in San Francisco geborenen Künstlers. Seine Filme und die "Prop pieces" aus den späten 60er- und frühen 70er-Jahren hängen eng zusammen. Die künstlerische Aktion steht hier im Vordergrund, das Stellen und Anlehnen der bei den "Props" verwendeten Bleiplatten – fragil und temporär wirkend – korrespondiert mit den einfachen Handlungen der filmischen Arbeiten. Außerdem sind Werke aus Gummi und anderen Materialien zu sehen.
"Richard Serra: Props, Films, Early Works", Museum Wiesbaden, 17. März bis 18. Juni