Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Basel, Baden-Baden, Karlsruhe, Berlin, Bonn, Frankfurt am Main, Ulm, Paris, Bremen und Kiel

Russische Avantgarde in Basel
St. Petersburg, Winter 1915/16: In der Ausstellung "0,10" präsentierte Kasimir Malewitsch zum ersten Mal sein Schwarzes Quadrat, eine Inkunabel der gegenstandslosen Kunst. Neben Malewitschs Debüt mit seinen suprematistischen Werken waren noch Wladimir Tatlins Konterreliefs zu sehen. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass Malewitschs und Tatlins jeweilige Ästhetik als konträr aufgefasst wurden: bedingungslose Abstraktion konkurrierte mit Materialbildern. Andere Ausstellungsteilnehmer sahen sich damals genötigt, Partei zu ergreifen. In der Baseler Fondation Beyeler wird diese letzte futuristische Ausstellung nun reinszeniert, dabei werden viele Gemälde aus der "0,10"- Schau erstmals außerhalb von Russland gezeigt.
"Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei", Fondation Beyeler, Basel, 4. Oktober bis 10. Januar

Andreas Gursky in Baden-Baden
"Wirklichkeit ist überhaupt nur darzustellen, indem man sie konstruiert", sagt Andreas Gursky. Und das schafft der Düsseldorfer Fotograf mit seinen extremen Großformaten. Ob antike Stätten wie die Cheops-Pyramide, eine Massenveranstaltung im Stadion Erster Mai in Pjöngjang, die Formel-1-Strecke von Bahrain, eine Mülldeponie in Mexiko: Gurskys Bilder bezeugen seine Reisen um die Welt. Gursky ist ein scharfer Beobachter, seine Werke entpuppen sich aber bei genauem Hinsehen als Montagen – aus separaten Aufnahmen täuschend echt zusammengesetzt. Die von Udo Kittelmann für das Museum Frieder Burda kuratierte Einzelausstellung in Baden-Baden spannt den Bogen von den älteren ikonischen Werken des Künstlers bis hin zu seinen jüngsten Bilderfindungen, inklusive eines brandneuen Großformats.
Andreas Gursky, Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 3. Oktober bis 24. Januar 2016

Bethan Huws in Karlsruhe
Das Readymade – eine einfache Geste mit großen Folgen, für seinen Erfinder Marcel Duchamp wie für die bildende Kunst überhaupt. Hundert Jahre nach der ersten schriftlichen Erwähnung (in einem Brief Duchamps an seine Schwester) stellt die Künstlerin Bethan Huws das Readymade ins Zentrum einer künstlerischen Recherche. In der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zeigt die 1961 geborene Waliserin unter anderem ihr aus einem Wald von Flaschentrocknern bestehendes Werk "Forest" (2008/09). Dazu arrangiert Huws Teile der modernen Malerei aus der Sammlung in der Orangerie neu, verwandelt die Bilder somit in Readymades und fügt sie in ein Netz von Bezügen zu ihren ei­ge­nen Text­ar­bei­ten, Wort­vi­tri­nen, ob­jekt­haf­ten Skulp­tu­ren und Filmen ein.
"Bethan Huws: Forest", Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Orangerie, 3. Oktober bis 17. Januar

33 Künstler in 33 Räumen in Berlin
Wie in besten Nachwendezeiten: In Berlin verwandelt sich ein heruntergekommenes Hotel in einen Kunstraum. In 33 Zimmern stellen 33 junge Künstler 3 Wochen lang ihre aktuellen Arbeiten aus. Einige von ihnen setzen sich besonders mit der Geschichte des Ortes auseinander - wie Max Schaffer, der Unterschriften aus dem Hotelarchiv auf die Wände überträgt. In Zusammenarbeit mit dem "Zeitmagazin" will die Berliner Galerie Crone mit dem Projekt jungen Künstler die Möglichkeit zu einer Ausstellung in einem zentralen Stadtraum geben. Zudem solle "The Vacancy" (Der Leerstand) auch andere Immobilienbesitzer ermuntern, freie Räume für die Kunst zur Verfügung zu stellen, sagte ein Sprecher vor der Eröffnung am Mittwoch. Das Haus war früher ein Hostel und ist derzeit für die Renovierung weitgehend entkernt. Vertreten sind etwa die Künstler Pola Sieverding, Carsten Fock, Paula Doepfner, Jenny Feldmann, Maren Maurer und Sahar Zukerman. (dpa)
"The Vacancy", Temporary Art Space, Friedrichstraße 124, 10117 Berlin, bis 19. Oktober

Georg Baselitz und Anselm Reyle in Berlin
Georg Baselitz hat in Berlin eine Ausstellung mit auf den Kopf gestellten Hundebildern eröffnet. Unter dem Titel "Sigmunds Höhle" zeigt der 77-Jährige in der Galerie Contemporary Fine Arts (CFA) eine Serie von großformatigen, schwarz-weißen Tierporträts, die 1999/2000 entstanden. Der Künstler hatte in den 70er Jahren angefangen, seine Figuren auf den Kopf zu stellen, damit der Betrachter möglichst wenig von der Malerei an sich abgelenkt wird. Baselitz stammt aus Sachsen und lebt seit 2013 in Salzburg. Im Mai erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. In weiteren Räumen sind Streifenbilder von Anselm Reyle zu sehen. Der Künstler, der vor einigen Jahren auch mit hohen Auktionsergebnissen Schlagzeilen machte, hatte sich vor zwei Jahren von der Kunst zurückgezogen. Die nun zu sehenden Bilder sind vor 2013 entstanden. Im Snoeck-Verlag erscheint ein Katalog mit allen Steifenbildern. (dpa)
Contemporary Fine Arts, Berlin, bis 14. November

Kunst und Fernsehen in Bonn
Das klassische lineare Fernsehen kommt zunehmend aus der Mode - für das Kunstmuseum Bonn ein geeigneter Moment, um zurückzublicken und das klassische TV-Zeitalter zu besichtigen. Die Ausstellung "Tele-Gen - Kunst und Fernsehen" zeigt insgesamt 44 Arbeiten unter anderem von Dennis Hopper, Nam June Paik, Christoph Schlingensief und Andy Warhol. Das Spektrum reicht von Gemälden und Zeichnungen über Fotos und Installationen bis zur Videokunst. "Es ist ein Stück weit eine Archäologie der Fernsehgeschichte", sagte Museumsintendant und Ausstellungsmacher Stephan Berg der Deutschen Presse-Agentur. (dpa)
"Tele-Gen - Kunst und Fernsehen", Kunstmuseum Bonn, bis 17. Januar 2016

Ausstellung über Werbekampagnen in Frankfurt
Um die Wirkung von Werbung geht es in einer neuen Ausstellung des Museums für Kommunikation in Frankfurt am Main. Rund 50 bekannte Kampagnen aus 70 Jahren werden unter dem Titel "Berührt - Verführt. Werbekampagnen, die Geschichte machten" von diesem Freitag an vorgestellt. Mehr als 350 Plakate, Anzeigen, Objekte, Filme und Interviews sind zu sehen. Die meisten Marken und Kampagnen stammen aus der Bundesrepublik, es geht aber auch um Werbung in der DDR. Die Retrospektive, die Werbe- und Zeitgeschichte verbindet, beginnt mit bekannten Marken wie Persil, Nivea, Fewa und Maggie, die unter dem Slogan "Es gibt wieder..." nach dem Zweiten Weltkrieg wieder beim Verbraucher eingeführt wurden. Ein anderer Schwerpunkt sind Werbeslogans, die in den Sprachgebrauch übergingen, wie "Alle reden vom Wetter. Wir nicht." (Deutsche Bahn) oder "Mach mal Pause" (Coca Cola). Erinnert wird auch an schockierende Bilder, mit denen Benetton Anfang der 1990er polarisierte. Und es läuft und läuft "Der Ervolkswagen" (VW-Käfer). "Im Wandel sind nicht nur die Botschaften und Ansprachen, sondern auch die Medien", sagte Museums-Direktor Helmut Gold am Mittwoch. Ein Ausblick auf die nutzerorientierte, mit Ortungsdiensten verbundene individuelle Werbung steht daher am Ende der Schau. Besucher können ihre Lieblingskampagne wählen und testen, wie sie auf Werbung reagieren. (dpa)
"Berührt - Verführt. Werbekampagnen, die Geschichte machten", Museum für Kommunikation, Frankfurt am Main, bis 28. August 2016

Lichtkunst in Ulm
Es werde Licht! Der Unternehmer und Mäzen Siegfried Weishaupt lässt in der nach ihm benannten Kunsthalle in Ulm in den kommenden Monaten seine Werke erstrahlen. Die Kunsthalle widmet sich in der dunklen Jahreszeit mit der Ausstellung "Spot an!" Lichtkunstwerken aus den eigenen Beständen. "Lichtkunst ist in der Sammlung stark vertreten", sagt eine Sprecherin der Kunsthalle am Donnerstag. "So eine Ausstellung zeigt man lieber im Winter, gerade in Ulm mit dem vielen Nebel - wenn man dann die farbenfroh leuchtenden Ausstellungsräume betritt, hat das eine ganz andere Wirkung als im Hochsommer." Es werden rund 30 Werke gezeigt, darunter die aus Leuchtstoffröhren geformten Schriftzüge des italienischen Lichtkünstlers Maurizio Nannucci und die Leuchtstoffröhren des Franzosen François Morellet. (dpa)
"Spot an!", Kunsthalle, Ulm, 4. Oktober bis 10. April 2016

Wifredo Lam in Paris
Gehörnte Schrumpfköpfe, entstellte Körper und bizarre Früchte: Mit rund 400 Werken widmet das Pariser Centre Pompidou dem kubanisch-französischen Maler Wifredo Lam (1902-1982) eine der größten Ausstellungen seit mehr als 30 Jahren. Zusammen mit Pablo Picasso und Henri Matisse gehört Lam zur künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Seine gespenstischen Tropenwälder, Totem-Fratzen und Voodoogeister sind bis Februar zu sehen. Lam hat einen bizarren und einzigartigen Stil aus Surrealismus, Kubismus und Einflüssen afrikanischer und karibischer Bildwelten entwickelt. Ein Universum, das sich aus seinen Reisen und seiner Herkunft nährt. Denn der Sohn eines Chinesen und einer Mulattin emigrierte nach seinem Kunststudium in Havanna nach Spanien, hielt sich in Paris und New York auf, bevor er 79-jährig in der französischen Hauptstadt starb. (dpa)
Wifredo Lam, Centre Pompidou, Paris, bis 15. Februar 2016

Bernhard Hoetger und Gerhard Marcks in Bremen
Tänzerinnen, Jünglinge, üppiggeformte Venusfiguren: Die Bildhauer Bernhard Hoetger und Gerhard Marcks beschäftigten sich mit ähnlichen Themen und Motiven. Dennoch sind ihre Skulpturen grundverschieden, wie eine Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum von Sonntag an in Bremen zeigt. Unter dem Titel "Eine Tradition - zwei Welten" stellt diese etwa 50 Figuren, Büsten und Köpfe gegenüber - wobei das Museum aus einem reichen Schatz schöpfen konnte: Von beiden Künstlern befindet sich der größte Teil des Nachlasses in Bremen. Hoetger (1874-1949) und Marcks (1889-1981) gehören zu den wichtigsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Beide ließen sich in ihren Werke von der Antike inspirieren. Während Marcks sich an den Griechen orientierte, war für Hoetger die altägyptische Kunst maßgebend. "Die blockhafte Gestaltung der Standfiguren ist sein Ideal", sagte Kuratorin Simone Ewald am Donnerstag. Marcks konzentriere sich in seinen Darstellungen dagegen mehr auf die Natur. Deutlich wird das zum Beispiel an der "Thüringer Venus" von Marcks und Hoetgers "Eva mit Apfel". Marcks stellt eine üppig geformte Frau in Lebensgröße dar, die in einer Hand einen Apfel hält und mit der anderen in ihrem wallenden Haar spielt. Hoetgers Eva verharrt dagegen in einer Schrittstellung, den Apfel an die Brust gedrückt. Das Haar hängt in geordneten Wellen auf dem Rücken. (dpa)
"Eine Tradition - zwei Welten", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 4. Oktober bis 24. Januar 2016

Via Lewandowsky in Kiel
Unter dem Titel "Hokuspokus" öffnet am Samstag in der Kieler Kunsthalle eine Ausstellung über das Werk des in Berlin lebenden Künstlers Via Lewandowsky. Mit Werken aus den Jahren 2005 bis 2015 vermittle die Schau einen umfassenden Einblick in das Schaffen des 1963 in Dresden geborenen Künstlers, kündigte Kunsthallendirektorin Anette Hüsch am Donnerstag in Kiel an. Gezeigt werden rund 40 skulptural-installative Arbeiten sowie eine Werkreihe, die in Kooperation mit dem Lyriker und Büchnerpreisträger Durs Grünbein, einem Freund Lewandowskys, entstand. Die Arbeiten reflektieren Glaube, Aberglaube, Fetisch, Aura, Wissen und Vernunft. Nach Kiel macht die Schau vom 14. Februar bis 29. Mai im Museum der bildenden Künste Leipzig Station. (dpa)
"Via Lewandowsky: Hokuspokus", Kieler Kunsthalle, 3. Oktober bis 31. Januar