November-Ausgabe von Monopol

Warum wir der schwarzen Romantik verfallen

Foto: Linda Peitz
Foto: Linda Peitz

Die November-Ausgabe von Monopol

Monopol untersucht in der Novemberausgabe den neuen Hang zur schwarzen Romantik in der Gegenwartskunst und den Umgang von Künstlern mit Sterben und Tod

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"Süßes oder Saures!", rufen die Kinder, wenn sie zu Halloween um die Häuser ziehen. Ihre Vampirzähne und Totenkopfmasken folgen einer uralten Strategie der Volkskultur: das Schreckliche zu bannen, indem man es verkörpert.

Viele der Künstler, die wir in der Novemberausgabe versammeln, spielen auf ganz ähnliche Weise mit dem Unheimlichen. Mary Reid Kelley malt sich für ihre Filme das Gesicht gespensterweiß, legt sich als Leiche auf den Seziertisch und diskutiert mit ihren eigenen Organen. Jordan Wolfson baut bösartige Roboter, die durch künstliche Intelligenz in der Lage sind, den Blick des Besuchers zu fixieren, als wären sie lebendig. Und Anne Imhof, die meistdiskutierte Performancekünstlerin zurzeit, kleidet ihre düster-schönen Models in Totenkopf-Designs und lässt sie durch ein Nebelmeer schreiten, das selbst Caspar David Friedrich beeindruckt hätte.

Warum liebt die zeitgenössische Kunst gerade jetzt die schwarze Romantik so sehr? Warum sind die Millennials so melancholisch? Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir angesichts der rasanten Entwicklung der Computerhirne um uns herum bald selbst nicht mehr wissen, ob wir unser Leben gerade gegen eine virtuelle Zombie-Existenz eintauschen – so schreibt es unser Redakteur Daniel Völzke im Novemberheft.

Sicher ist: Der Hang zum Gothic, den wir derzeit nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Mode und im Design sehen, ist mehr als nur ein Trend. Er ist Teil einer gesellschaftlichen Befindlichkeit, der wir auf den folgenden Seiten auf die Spur kommen wollen. Selbst das, was nach dem Tod kommt, sparen wir nicht aus: Auch die Begräbniskultur dieser Gesellschaft verändert sich, und wieder sind es Künstler, die sich dazu Gedanken machen.

So möchten wir Sie herzlich einladen, mit uns einen künstlerischen Trip ins Jenseits zu unternehmen. Aber bitte vergessen Sie nicht, bei alldem genug Süßigkeiten bereitzulegen. Denn bald könnte es an der Tür klopfen, und ein kleines Gespenst verlangt seinen Teil.


Ihre Elke Buhr
Monopol-Chefredakteurin