9. Liverpool-Biennale

Von der Antike in die Zukunft

Die Liverpool-Biennale schickt ihre Künstler auf Zeitreise

Zu ihrer neunten Ausgabe schickte die Liverpool-Biennale eine bunte Mischung an Künstlern auf Zeitreise. Sie hatten den Auftrag, zwischen Liverpools Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin- und herzusausen und die Stadt und ihre Menschen zu interpretieren. Sechs "Episoden" oder Themenschwerpunkte waren vorgegeben: Altes Griechenland, Chinatown, Für und mit Kinder(n), Software, Monumente der Zukunft und Rückblende.

Das Zentrum der Biennale ist die Cains Brewery, ein leer stehendes viktorianisches Brauereigebäude. Dort teilt Andreas Angelidakis' Spezialanfertigung eines Teilchenbeschleunigers den Ausstellungsraum in verschiedene Episoden. In der Mitte des runden Raums hängen schlaffe Requisiten aus Marvin Gaye Chetwynds "Dogsy Ma Bone". Mit Kindern und Jugendlichen in den Straßen von Liverpool produziert, ist der Film eine ausgelassen verrückte Interpretation von Betty Boops "A Song A Day" aus dem Jahr 1936 und Bertolt Brechts Dreigroschenoper von 1928.

Eine andere Location ist das seit 1998 geschlossene, denkmalgeschützte Kino ABC Cinema. Im Dunkeln tastet man sich zu Fabien Girauds und Raphaël Sibonis düsterem Film "The Unmanned" vor, der die Geschichte der Technologie von hinten nach vorne aufrollt. Am Ende des Films, wenn der Raum sich mit Licht füllt, kommen Skulpturen der iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian zum Vorschein. Von Dubai aus, wo die Künstler sich derzeit im Exil befinden, per Schiffscontainer nach Liverpool geschmuggelt, bringt das Kunstwerk verschiedene Objekte zusammen, verziert mit einem unechten Salat.

Entschlossen greift die Biennale ins Stadtbild ein, Lara Favarettos "Momentary Monument", ein großer hohler Granitfelsen, in den Passanten Geld werfen können, liegt herausfordernd in einer verlassenen Wohngebietsstraße im L8-Distrikt, ganz in der Nähe des mit dem Turner-Preis ausgezeichneten "Granby Four Streets"-Projekts des Londoner Architekten- und Künstler-Kollektivs Assemble.

Hier und anderswo kann man feststellen: Die Zeitreise funktioniert. Diese Biennale arbeitet wirklich mit der Stadt und erweitert die Grenzen der bildenden Kunst auf spannende, teils verrückte Weise.