Künstler macht Klangkunst mit Drohnen

Süßer die Drohnen nie klingen

In den Ausstellungsräumen der Schering Stiftung Berlin erzeugt Jens Brand mit Flugdrohnen beruhigend bedrohliche Klangflächen

Als Technik-Gadget unterm Weihnachtsbaum, als fliegender Paketbote oder als besonders perfides Kriegsmittel: Drohnen sind Geräte mit ambivalenter Nutzung, und allein deshalb schon als  künstlerisches Material interessant. Der in Berlin lebende Künstler Jens Brand (48) hat sich in seiner neuen Ausstellung "Tetraktys" mit Flugdrohnen und ihrem spezifischen Klang beschäftigt: In der geometrischen Figur eines Tetraeders, einem gleichseitigen Dreieck mit vier Flächen, angeordnet, schweben die Drohnen in der Luft des Raumes in der Berliner Schering Stiftung.

Eine der vier fliegt frei an der Spitze des imaginären Körpers, die anderen drei sind so befestigt, dass sie jeweils um eine Säule kreisen. Der Raum ist dunkel, nur die kleinen Lämpchen der Flugobjekte leuchten rot und blau. Alles ist erfüllt von dem lauten Surren der Drohnen. Einige von ihnen erzeugen noch einen anderen Ton, der durch geschickte Programmierung erzielt wird. Der Sound hat etwas gleichbleibend Beruhigendes, doch im selben Moment löst er auch Unbehagen aus. Ganz so, als befänden sich tausende Wespen in dem Raum, wartend auf den Moment, um anzugreifen.

Nach 15 Minuten ist die Vorstellung beendet, die Flugobjekte landen, um abzukühlen und die Batterien gewechselt zu bekommen. Dann ist der Raum wieder still.

Die Arbeit in der Schering Stiftung ist ein Teil von Jens Brands Projekt "Weltmaschinen", bei dem er versucht, astrologischen Phänomenen auf den Grund zu gehen. Dabei spielt die Frage, wie Klang einen Raum erfüllt und wie sich die beiden Instanzen gegenseitig beeinflussen, stets eine zentrale Rolle.

Die Drohnen-Arbeit nimmt Bezug auf die Theorie der Sphärenharmonie. Die antiken Pythagoreer gingen davon aus, dass die Welt und der sie umgebende Kosmos eine mathematische Ganzheit sei. In der Astronomie müsse sich demnach die gleiche Ordnung befinden wie in der Musik. Die Himmelsharmonie entstehe durch die sich in ihren Sphären bewegenden Planeten und Sterne. Nach Pythagoras von Samos beschreibt die Tetraktys die Gesamtheit der Zahlen und ist somit der Schlüssel, da sie die universelle Harmonie ausdrückt. In der Ausstellung kann man den sonst für den Menschen unhörbaren Tönen lauschen, indem Jens Brand die Drohnen als entfremdete Himmelskörper inszeniert. Im Zusammenspiel bilden sie Klangflächen aus, auf denen man sich leicht verlieren kann.