Performance-Pionier und Architekt

Vito Acconci stirbt mit 77 Jahren

Vito Acconci brannte sich die Haare vom Körper und masturbierte tagelang in einer Galerie. Seine Performances machten ihn zu einem Vorreiter der Body-Art. Jetzt ist er mit 77 Jahren gestorben

Vito Acconci, 1940 in der Bronx geboren, hat sein Leben lang in New York gelebt. Mit der Galeristin Ileana Sonnabend realisierte er Anfang der 70er einige der verstörendsten Happenings jener Zeit – immer angetrieben von dem Willen, die Kunst aus dem White Cube zu befreien.

Für seine berühmteste Arbeit "Seedbed" von 1972 kauerte er neun Tage lang je acht Stunden unter einem eigens eingezogenen Holzboden in der Galerie, auf dem die Besucher umherschritten und seine Stimme über Lautsprecher hörten. Während er onanierte, sprach er mit ihnen, teilte ihnen seine sexuellen Fantasien mit oder ging darauf ein, wie sie sich über ihm bewegten.

Einen Vortrag in einer großen Museumsausstellung in Frankreich begann er einmal mit den Worten: "Ich hasse Museen." Was sich anhörte wie Koketterie, ist zu Acconcis tiefer Überzeugung geworden: Kunst, an der man nicht teilhaben kann außer in devoter Anbetung, ist aufgeblasen, und Räume für Kunst sind sinnlose Simulationsstätten, die das Leben nur imitieren.

In den 80ern realisierte Acconci erste Entwürfe im öffentlichen Raum, die architektonischen Charakter hatten. Doch sie stellten ihn nicht zufrieden: Zu viel Skulptur, zu wenig Leben. Seitdem setzte sein Studio außergewöhnliche Architekturprojekte um. Das bekannteste ist die "Mur Island", die 2003 in Graz als Glas-Stahl-Konstruktion auf dem Fluss errichtet wurde.

Der vielleicht spektakulärste Raumeingriff war 1993: die komplette Umkehrung der zentralen Ausstellungshalle des Wiener Museums für angewandte Kunst (MAK).

Wie sein Studio bestätigte, ist Vito Acconci jetzt mit 77 Jahren gestorben. Zur Todesursache gibt es bislang noch keine Angaben.