Verzockt: Die Deutsche Bank übernimmt das angeschlagene Bankhaus Sal. Oppenheim – und dessen Kunstsammlung

Jeane Freifrau von Oppenheim steht vor einem Scherbenhaufen: Seit 1997 hatte die Grande Dame der rheinischen Kulturszene die Kunstsammlung der Privatbank Sal. Oppenheim aufgebaut – jetzt wurde bekannt, dass das Traditionshaus mitsamt seiner umfangreichen Sammlung von der Deutschen Bank übernommen wird.

Sal. Oppenheim hatte während der Finanzkrise zunächst Glück, weil sie nicht in amerikanische Immobiliengeschäfte verstrickt war. Dafür aber in deutsche. Und zwar unter anderem in die des Karstadt-Konzerns. Als Madeleine Schickedanz, Haupterbin des Versandhauses Quelle, vor zehn Jahren bei Karstadt einstieg, bekam sie dafür ein Großdarlehen von geschätzt einer Milliarde D-Mark von Sal. Oppenheim.

Karstadt ging später in der Arcandor AG auf, die sich bald als Sanierungsfall erwies. Im Zuge der Finanzkrise gab es dann keine Rettung mehr: Die Arcandor-Beteiligung brachte Sal.  Oppenheim in die Verlustzone; sechs Mitglieder der Oppenheim-Familie sollen für Madeleine Schickedanz sogar ihr Privatvermögen aufs Spiel gesetzt haben – Bürgschaften in einer Gesamthöhe von rund 340 Millionen Euro.
Vor wenigen Wochen bestätigte die Deutsche Bank, dass sie das 1789 gegründete Bankhaus für eine Milliarde Euro übernehmen wird. Ein Schnäppchen, das Deutschlands größtem Finanzinstitut noch dadurch versüßt wird, dass es mit dem Deal auch die umfangreiche Kunstsammlung des Hauses Sal.  Oppenheim erwirbt.

Jeane Freifrau von Oppenheim betreute den Aufbau der Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, zu der Werke von Hans Arp und Pablo Picasso, Eduardo Chillida und David Hockney, Andy Warhol und Sigmar Polke, Martin Kippenberger und Sean Scully sowie Wolfgang Tillmans gehören. Auch engagierte sich die Mäzenatin bei der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler und initiierte die Veranstaltungsreihe „Reden über Kunst“ in der Galerie der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle.

Bei Sal. Oppenheim hofft man nun, dass die Sammlung nicht zerschlagen wird und die Werke an den Hauptsitzen der Bank in Luxemburg und Köln sowie in den zahlreichen Niederlassungen verbleiben werden – als Teil des Inventars, das an die Deutsche Bank geht. „Die Sammlung“, sagt Jeane Freifrau von Oppenheim, „gibt Gebäuden und Bank eine unverwechselbare Kunstidentität. Jedes Haus, jede Niederlassung hat heute ein eigenes künstlerisches Konzept.“
Was mit den Werken tatsächlich geschieht, bleibt abzuwarten – die Deutsche Bank wollte sich auf Anfrage von Monopol nicht zu ihren Plänen äußern und verwies auf die noch laufenden Verhandlungen.