Museumsneubau in Frankfurt

Städel jetzt auch mit Gegenwartskunst

Frankfurt/Main (dpa) - Das Frankfurter Städel-Museum schließt zur Gegenwart auf: Das 1815 begründete Museum präsentiert nun auch Werke der Gegenwartskunst. Am Mittwoch wurde der eigens dafür gebaute Erweiterungstrakt vorgestellt: Die 34 Millionen Euro teure Ausstellungshalle liegt unter der Erde - von oben beleuchtet durch kreisrunde Bullaugen, die Decke ist wie eine Welle geschwungen.

   Das Städel sei nun in der Lage - «wie nur ganz wenige Museen weltweit» - die Entwicklung der Kunst vom frühen Mittelalter bis ins Jahr 2012 auf «konstant hohem Niveau» zu präsentieren, sagte Städel-Direktor Max Hollein bei der Vorbesichtigung. Mit den dazugewonnenen 3000 Quadratmetern hat das Städel seine Ausstellungsfläche fast verdoppelt. Der Bau von schneider+schumacher sei «ebenso spektakulär wie dezent, subtil und selbstbewusst». Bislang war das Städel vor allem für Alte Meister und Werke der klassischen Moderne bekannt.

  Von oben (aus der klassischen Moderne) kommend, läuft der Besucher zunächst über eine Art Brücke mit Werken der 20er und 30er-Jahre. Der eigentliche Rundgang durch die Kunst nach 1945 beginnt auf einem zentralen Platz in der Mitte des Saals, dort, wo die Deckenwölbung am höchsten ist.

Hier scheiden sich die zwei Grundhaltungen der Moderne: Rechter Hand hängen eher die abstrakten Positionen, linker Hand die mehr gegenständlichen Kunstwerke, in der Mitte aktuelle Malergrößen, die sich dieser Zweiteilung entziehen wie Neo Rauch und Daniel Richter.

   330 Werke haben Städel-Direktor Max Hollein und Sammlungsleiter Martin Engler aus den 1200 Neuzugängen ausgewählt, die das Städel in den letzten fünf Jahren für den neuen Sammlungsschwerpunkt erworben hat. Sie sind nicht nach «Ismen» geordnet, sondern um inhaltliche Schwerpunkte herum gruppiert. In knappen Wandtexten werden Bezüge nur dezent hergestellt, ergänzt durch ein historisches Ereignis und ein zeittypisches Zitat.

   «Informel» wird als Wiedergänger durch die Jahrzehnte durchdekliniert. Welche «Form nach dem Verlust der Form» möglich ist, wird mit Francis Bacon diskutiert. «Das Material atmet Geschichte» steht bei Anselm Kiefer. Es gibt «Deutsch-Deutsche Rebellen» wie Markus Lüpertz, «Kapitalistischen Realismus» von Sigmar Polke und «German Pop» à la Martin Kippenberger. In einem Kabinett zum Thema Stadt hängt ein Bild von Gerhard Richter neben einem Foto von Andreas Gursky.

Von den 330 Werken, die Kurator Martin Engler letztlich für die Dauerausstellung ausgewählt hat, stammt etwa ein Drittel aus Unternehmens-Sammlungen. 600 Werke überließ die Deutsche Bank dem Städel, 220 Fotografien übergab die DZ-Bank.

Zur Eröffnung waren unter anderem die Maler Markus Lüpertz, Daniel Richter, Hermann Nitsch und Sean Scully nach Frankfurt gekommen. Bis zum Wochenende ist die Gegenwartskunst ausgewählten Gästen vorbehalten, ab Samstag darf auch die Bevölkerung die Gartenhalle besichtigen - die ersten beiden Tage ist der Eintritt frei. Das Städel versteht das als Dank an die vielen privaten Geldgeber, die die Hälfte der Baukosten aufbrachten.