Spinnenei und Ufohaus

 

Louise Bourgeois ist die Spinnenkönigin der Kunst. Ihr Imperium umfasst sämtliche Materialien und Techniken, ihr Thema ist vor allem die Familie – und jene Bande aus Liebe, Hass, Gewalt und Abhängigkeit, mit denen sie uns umwickelt und einspinnt. Auch in Bourgeois’ Familie herrschte Grausamkeit. Der Vater quartierte einst die Geliebte als Kindermädchen zu Hause ein, die Mutter litt. Jener „Maman“ widmete Louise Bourgeois auch ihr einprägsamstes Werk: eine langbeinige, neun Meter hohe Spinne aus Bronze, die in ihrem Bauch weiße Marmoreier trägt.
Kritiker haben die Skulptur, die Louise Bourgeois 1999 mit 88 Jahren schuf, als Rache an der Psychoanalyse gedeutet, Biografen eher als eine Hommage auf ihre Mutter. Denn über Bourgeois’ Mutter weiß man, dass sie eine begabte Handarbeiterin war, mit der Nadel so flink wie die Spinne beim Weben. Mittlerweile ist die Künstlerin beinahe ein Jahrhundert alt. Es heißt, sie arbeite täglich weiter – und vergrößere so ihr Reich und ihren Einfluss.


Tacita Deans Obsessionen gelten weniger der Familiengrausamkeit als der des Schicksals. Sie beschäftigt sich mit den Lügnern und Gestrandeten, deren große Träume zerplatzten. So suchte sie in der Karibik das Schiffswrack des vermeintlichen Weltumseglers Donald Crowhurst, der durch falsche Funksprüche vorgetäuscht hatte, er habe die Führung in einem Segelwettbewerb übernommen, obwohl er über den Atlantik nicht hinausgekommen war. In der Karibik fand Dean auch das „Bubble House“. Eigentlich sollte es einem französischen Steuerflüchtling als Alterswohnsitz dienen. Doch er kam nicht dazu, das futuristische Gebäude fertig zu bauen. Nun zerfällt es halb vollendet, während der Eigentümer seine Haftstrafe absitzt.

 

"Station" im Dezember:  Am 3. Dezember läuft um 19:20 Uhr der

Beitrag über Louise Bourgeois' Skulptur "Maman", dessen Autorin Wibke von Bonin

die Erfinderin der ARD-Serie "100 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt" ist.

Am 17. Dezember folgt zur gleichen Uhrzeit der Film über Tacita Dean.