Hamid Sulaiman in Berlin

Schwarz auf Weiß

Hamid Sulaiman flüchtete vor dem Krieg in Syrien. In Berlin stellt er jetzt die Tuschezeichnungen seiner Graphic Novel "Freedom Hospital" aus

"Ich habe Folterszenen gezeichnet, und sie haben mich ins Gefängnis gesteckt, um zu beweisen, dass es keine Folter gibt", sagt Hamid Sulaiman und lacht über diesen bitterbösen Witz, der keiner ist. Sulaiman, ein großer Mann mit warmer Stimme und langen Haaren, wuchs in einem Vorort von Damaskus auf. Sein Studium der Kunst und Architektur an der staatlichen Hochschule beendete er, als der Arabische Frühling das Land ergriff. Er nahm an Kundgebungen teil, zeichnete, arbeitete mit einem Netzwerk zusammen, das Fotos und Videos von Demonstrationen ins Internet stellte. Als nach wiederholten Verhaftungen ein Gerichtsprozess drohte, floh er über Jordanien und Ägypten nach Deutschland und schließlich nach Paris, wo er seit 2011 lebt.

In den vergangenen Jahren hat Sulaiman dort an zahlreichen Ausstellungen und Theaterprojekte teilgenommen, vor allem aber sein Großprojekt vorangetrieben: den Comic "Freedom Hospital", bestehend aus 280 Blättern und mehr als 1100 Einzelzeichnungen. In Frankreich erscheint "Freedom Hospital" jetzt als Buch, in der Berliner Galerie Crone werden zeitgleich die originalen Tuschezeichnungen ausgestellt.

Die Serie erzählt die Geschichte der syrischen Friedensaktivistin Yasmin, die ein illegales Lazarett betreibt, in dem die Verwundeten aller Seiten aufeinandertreffen. Stilistisch orientiert sich "Freedom Hospital" am zeichnerischen Journalismus eines Joe Sacco, an Marjane Satrapis "Persepolis" und an der verstörenden Poesie von Ari Folmans Animationsfilm "Waltz with Bashir".

Sulaiman zeigt die Ängste der Menschen, aber auch ihre Träume, mischt Szenen des Kriegs und IS-Terrors immer wieder mit kleinen Alltagsmomenten. Durch den Kontrast tiefschwarzer Schatten und intensiver Weißräume entsteht eine Drastik, die man sonst wohl als splatterhaft bezeichnen könnte. Sulaiman scheint eher die Grenzen der Darstellbarkeit und der Vorstellungskraft auszuloten.

Es sei ihm wichtig zu zeigen, dass Syrien nicht nur aus Terror und Krieg bestehe, erzählt er, dass hinter allen Nachrichtenbildern die unterschiedlichsten Lebensgeschichten stehen. Sein größter Wunsch ist es, einmal in dieses Leben zurückkehren zu können.