Auktion für das Operndorf in Afrika

Schlingensiefs Erbe

Der erste Bauabschnitt ist fertiggestellt, der zweite könnte in diesem Jahr folgen, die dritte Phase soll vom Opernhaus gekrönt werden: Das Operndorf im afrikanischen Burkina Faso war Christoph Schlingensiefs Traum, und immerhin die Grundsteinlegung im Frühjahr 2010 hat der früh verstorbene Künstler noch miterlebt. Rund eine halbe Million Euro haben die bisherigen Bauten in Burkina Faso gekostet. Seit vergangenen Oktober gehen 50 Kinder dort zur Schule, sie sollen nicht die letzten sein, die in die schneckenförmige, vom Architekten Francis Kéré entworfene Gesamtanlage einziehen. Nach der Schulesollen für etwa das gleiche Geld jetzt eine Krankenstation, eine Solaranlage und weitere Klassenräume folgen. In einem dritten Abschnitt ist dann das eigentliche Opernhaus geplant.

Für die interkulturelle Begegnungs- und Experimentierstätte hat jetzt eine Reihe von Künstlern Arbeiten gespendet. Am 8. März sollen im Rahmen der "Auktion 3000" insgesamt 80 Bilder, Fotografien und Skulpturen von unter anderem Marina Abramovic, Georg Baselitz, Christo, Elmgreen & Dragset, Pipilotti Rist, Andreas Gursky, Andy Hope 1930, Wolfgang Tillmans und Günther Uecker im Hamburger Bahnhof in Berlin versteigert werden.

Die meisten der Künstler wollen das "Zukunftsreservoir" nahe der Hauptstadt Ouagadougou nicht nur fördern, sondern waren auch freundschaftlich mit Schlingensief verbunden. Wie Matthew Barney, der die Auktion mit einer Fotoarbeit aus seinem „Cremaster“-Zyklus unterstützt. Und US-Künstlerin Patti Smith widmete dem langjährigen Freund eine große weiße Tür mit "Erinnerungen an unsere Tage, an unsere Freundschaft auf Erden und in der Stratosphäre". Von Olafur Elisson kommt das Surfbrett "Your Mercury Ocean", von Regisseur Wim Wenders das Foto eines US-Kaffs in Montana.

"Das Geld, das wir da reinkriegen, ist konkret das Geld, mit dem wir weiterbauen können", sagte Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts.

Zu den persönlichsten Erinnerungen, die bei der Auktion jetzt für neuen Schwung sorgen sollen, gehört das Originalkostüm, das Schlingensief 2003 bei seiner Inszenierung des Jelinek-Stücks "Bambiland" am Wiener Burgtheater trug. Die Ritterrüstung mit durchsichtigem Brustpanzer, rotem Federhelm und absurd hohen Plateaustiefeln könnte für 10.000 Euro unter den Hammer kommen. "So ein persönliches Stück abzugeben, fällt mir schon ein bisschen schwer", sagte Laberenz der dpa. "Das ist doch mit Herzblut verbunden - aber schöner, als wenn es nur im Fundus hängen würde."

"Wir haben eine grandiose Sammlung, jetzt brauchen wir noch grandiose Sammler", sagte der Berliner Rechtsanwalt und Kunstmäzen Peter Raue als Auktionator des Projekts. Der Gesamtwert der Werke liegt nach den Schätzpreisen der Künstler bei rund einer Million Euro. "Ob wir das erzielen, ist eine andere Frage", meinte Raue.

Aino Laberenz freut sich besonders, dass sie und Raue mit ihren "Bettelbriefen" an Galerien und Künstler eine solche Resonanz hatten. Auch der Direktor der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Udo Kittelmann, zog sofort mit und bot seine Räume für Vorbesichtigung und Versteigerung an. "Christoph wollte nicht nur ein soziales Projekt, sondern auch ein künstlerisches", sagt Laberenz. "Jetzt nehmen Künstler an einem Kunstprojekt teil." (monopol/dpa)

Vom 24. Februar bis zum 4. März sind alle Werke im Hamburger Bahnhof, Berlin,  ausgestellt. Eröffnung der Ausstellung: 23. Februar, 20 Uhr. Die Werke können auch  unter www.auktion3000.de eingesehen werden. Dort finden sich auch Angaben zu den Versteigerungsbedingungen sowie zum Einreichen schriftlicher und telefonischer Gebote