Nach Versteigerung

Schicksal von Warhol-Werken aus Aachener Casino wirft Fragen auf

Ein Proteststurm erfasste Politik und Kunst, als der Casino-Betreiber Westspiel millionenschwere Warhol-Werke auf den Markt warf. Westspiel hütet noch weitere Schätze.

Nach der umstrittenen Versteigerung von zwei millionenschweren Warhol-Siebdrucken aus der Aachener Spielbank plant der Casino-Betreiber Westspiel zunächst keinen weiteren Verkauf von Kunstwerken. Zehn "Marilyn"-Siebdrucke von Andy Warhol "lassen wir eingelagert", sagte Westspiel-Sprecher Marco Lippert am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Im Moment gibt es keine Verkaufsabsichten."

Das Schicksal der "Marilyn"-Reihe, die vor Jahren im Aachener Casino gehangen hatte, hatte zuvor in der Politik Fragen aufgeworfen. Die FDP-Opposition in NRW verlangt in einer kleinen Anfrage von der Landesregierung Auskunft über den Verbleib der Warhol-Bilder. Über die Anfrage hatte zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet.

Einer der kolorierten "Marilyn"-Siebdrucke wurde nach Angaben von Westspiel 1988 "von einem Haustechniker irreparabel beschädigt, so dass man ihn ersetzen musste". Die Neubeschaffung habe damals umgerechnet rund 22 000 Euro gekostet. Heute hätten die zehn Siebdrucke einen geschätzten Verkehrswert von rund 850 000 Euro.

Das ist weit weniger als der Wert der zwei unversehrten Warhol-Siebdrucke aus dem Aachener Casino, die Westspiel im November 2014 für eine Rekordsumme von umgerechnet 120 Millionen Euro in New York versteigern ließ. Der Verkauf von Kunst durch ein indirekt dem Land NRW gehörendes Unternehmen hatte einen Proteststurm ausgelöst.

Für Westspiel sei die Auktion vor 15 Monaten ein "Jackpot" gewesen, teilte Lippert mit. "Eine Wertsteigerung in Höhe von 56 220 Prozent." Mit Erlös will Westspiel den defizitären Spielbanken-Betrieb sanieren und ein neues Casino in Köln bauen.

Inzwischen sucht ein Runder Tisch von Politikern, Kulturschaffenden und Unternehmen in NRW nach Lösungen, wie Kunst in Besitz von Landesunternehmen dem Bundesland erhalten bleiben kann. Hintergrund ist auch der beabsichtigte Verkauf der millionenschweren Kunstsammlung der WestLB-Nachfolgegesellschaft Portigon. Die wichtigsten Werke sollen nun vom Land über eine Stiftung angekauft werden. Auch die Sammlung von Westspiel, einer Tochter der landeseigenen NRW.Bank, war einst von der Westdeutschen Landesbank gekauft worden.