US-Museen und Trump

Protestzelle oder Zufluchtsort vor der Realität

Zuhängen, umhängen, protestieren? Oder Neutralität, Zufluchtsort und Ablenkung vom politischen Alltag bieten? Die Museen in den USA  reagieren unterschiedlich auf Präsident Trump - kalt lässt er keines

Das New Yorker Museum of Modern Art gehört zu den prominentesten Museen der USA - und auch im Protest gegen Präsident Donald Trump hat sich das MoMA an die vorderste Front gestellt. "Kritische Reflexionen" über "die derzeit allgegenwärtige Sorge und Unruhe" zeigt eine am Montag beginnende Schau mit neu angeschafften politisch inspirierten Werken, heißt es von dem Museum, das nur wenige Straßenblocks vom Trump Tower in Manhattan entfernt liegt.

Zuvor hatte das Haus bereits seine ständige Sammlung umgehängt und Bilder von Künstlern aus Ländern, die von US-Präsident Donald Trumps umstrittenem Einreiseverbot betroffen sind, zentral positioniert. "Dieses Werk stammt von einem Künstler aus einem Land, dessen Bürgern die Einreise in die Vereinigten Staaten verwehrt wird", heißt es in der Beschriftung. Die Arbeiten seien zentral aufgehängt worden, "um die Ideale der Willkommenskultur und der Freiheit als wesentlich für dieses Museum und die Vereinigten Staaten zu betonen".

Das Davis Museum am Wellesley College im Bundesstaat Massachusetts, wo unter anderem Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton studierte, ging sogar noch weiter und entfernte oder bedeckte zeitweise 120 Kunstwerke, die von Einwanderern erstellt oder gestiftet wurden. So habe man zeigen wollen, wie das Museum ohne diesen Beitrag aussehen würde, hieß es. Am New Yorker Metropolitan Museum halten Kuratoren nun regelmäßig Vorträge in Räumen, in denen Kunst aus Regionen gezeigt wird, die vom Einreiseverbot betroffen sind. Der Direktor des Getty Center in Los Angeles sprach sich deutlich gegen das Verbot aus.

Auch das Whitney Museum im Süden von Manhattan reiht sich ein. Auf Bitten der Künstlerin Annette Lemieux wurde ihr Werk "Left Right Left Right", das ausgestreckte Fäuste auf Plakaten zeigt, aus Protest umgedreht. Die gerade gestartete und hinsichtlich der Auswahl von Kuratoren, Künstlern und Werken deutlich auf Vielfalt positionierte Biennale des Museums feierte Roberta Smith, Kunstkritikerin der "New York Times", als "Offenbarung". Und lieferte gleich auch noch dazu, wie oft der Name "Donald Trump" vorkommt: "zweimal".

Kein Museum in den USA lässt US-Präsident Trump kalt - schon gar nicht, nachdem er in seinem Haushaltsplan starke Kürzungen im Kulturetat angekündigt hatte, die auch die viel mehr als in Deutschland von Privatspendern finanzierten US-Museen verärgern.

Einige Museen verfahren da nach der Methode: Jetzt erst recht. "Wir sehen es als notwendig an, die Menschen zu erinnern, dass wir eine Demokratie sind", sagte Louise Mirrer, Chefin der New York Historical Society, der "New York Times". Ihr Museum hat viele der "Subway Therapy"-Klebezettel eingesammelt, auf denen sich New Yorker nach der Wahl in der U-Bahn schriftlich Luft machten. Das Museum direkt daneben, das American Museum of Natural History, betonte seine gestiegene Bedeutung bei der Ankündigung eines neuen Anbaus. In einer als "postfaktisch" bezeichneten Welt sei die Arbeit des Naturkundemuseums "dringender als je zuvor", sagte Chefin Ellen Futter.

Andere Museen geben sich zurückhaltender - auch, um Besucher und Spender nicht zu vergrätzen. "Ich bin vorsichtig, wenn es darum geht, dass das Museum eine direkte Reflexion von politischer Veränderung sein soll", sagte Guggenheim-Direktor Richard Armstrong. "Unser Business sind Metaphern." Vom Hirshhorn-Museum in Washington hieß es, die Künstler müssten den Weg vorgeben, nicht die Museen. "Kunst braucht Zeit", sagte Chefin Melissa Chiu. "Ohne Zweifel sind mehr Künstler politisch motiviert worden. Wir müssen sehen, wie wir als Institution dafür Raum bieten können." Und von den Smithsonian-Museen heißt es, man dürfe sich nicht als "Anhänger einer Partei oder politisch" präsentieren.

Die Geschäfte mit Kunst und anderen Sammlergegenständen liefen währenddessen prächtig, sagt ein Vertreter eines großen Auktionshauses der Deutschen Presse-Agentur. Das sei wohl einerseits so, weil reiche Menschen unter Trump keine Sorge vor Einbußen haben müssten. Andererseits beobachte man auch die Konzentration auf Hobbys und Sammelleidenschaften als eine Art "Abtauchen in eine angenehme Parallelwelt".